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Gastbeitrag: Saturday for Social Peace

Autor Josef E. ist Unternehmensberater und war Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens in Österreich.

Saturday for Social Peace

Alles ist Corona.

Die Gekrönte hat viele Alibifunktionen in der gezackten Krone.

Seit Mitte März veränderte sich vieles. Elemente der Demokratie wurden von den nationalen Regierungen außer Kraft gesetzt. Es war notwendig.

Eigenverantwortung ist gesunken. Die Individualisierung reduziert mit Fehlentwicklungen der zunehmenden Digitalisierung den Hausverstand, das eigene Engagement und die Eigenverantwortung. Die Fremdbestimmung mit Unterstützung der sozialen Medien wächst überproportional. Ein leichtes Spiel für populistischen Narzissmus.

Zuckerbrot und Peitsche weisen uns den Weg. Regierungen der sonst so sparsamen Staaten verteilen Gelder für Stützungen und Liquiditätssicherung an Unternehmen und Privathaushalte. Die Geldmenge steigt explosionsartig. Ist die Unterstützung wirksam? Welche Auswirkungen sind erkennbar? Unternehmen verschieben geplante Investitionen. Haushalte erhöhen die Sparquote. Der Konsum stärkt vorwiegend globale Online-Monopolisten. Geschäftsmodelle ändern sich über Nacht: Naherholungsgebiete werden überrannt. Fernreisen, Städtereisen und alle dazugehörigen Dienstleistungen sind fast zum Stillstand gekommen.

Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen, Gold oder Immobilien sind die Geldmengenexplosionsgewinner. Bis jetzt. Aber wie geht es weiter? Was kommt auf Gesellschaft und Volkswirtschaften zu?

Nach dem Zuckerbrot kommt wieder die Peitsche. Die Erholung der Arbeitsmärkte wird angesichts der bald zahlreichen Unternehmensinsolvenzen noch auf sich warten lassen. Auch die einzelnen Staaten werden die Zunahme der Verschuldung wieder mit Einsparungen entgegenwirken. Da die Sozialkosten bereits in den letzten Jahren explodiert sind, könnte das Sozialstaatsimage deutliche Kratzer bekommen. Die Bankensysteme werden ebenfalls eine Feuertaufe zu bestehen haben. Kreditausfälle aufgrund der zahlreichen Unternehmensinsolvenzen dürften Ertragskraft und Eigenkapitalquote wieder in den Keller sausen lassen.

Wachstum über die Bergesgipfel war schon vor Corona schwer möglich. Und der Zins als geldpolitisches Steuerungsmittel wirkte und wirkt bei bestehender Nullzinspolitik wenig. Die Geldmengenerhöhung führt zu einer Hortung von Liquidität. Diese wird je nach Risikotyp für die Investition in Vermögenswerte eingesetzt. In den letzten 4 Jahren stieg der österreichische Immobilienmarktindex um 27%. Der Goldpreis erhöhte sich im selben Zeitraum um 75%. Die Aktienmärkte stiegen im gleichen Zeitraum (msci world index) um 40%.

Der harmonisierte Verbraucherpreis-index zur Berechnung der Verbraucherpreisentwicklung in der EU stieg um nicht einmal 5% in diesem Zeitraum. Das zeigt sehr deutlich, dass die hohe Inflation der Vermögenswerte unbeachtet bleibt.

Die Verbraucherpreisentwicklung ist das zentrale Maß für Inflation. Die Befürworter der modernen Geldtheorie behaupten, solange es keine Inflation gibt, können es sich die Staaten leisten, einfach frisches Geld zu drucken.

Fakt ist, dass die Vermögenspreisentwicklung in dieser Betrachtung nicht berücksichtigt wird. Die Erhöhung der Geldmenge führt zu einem großen Teil in Vermögenswerteinvestitionen. Und diese Entwicklung beeinträchtigt die Ersparnisse massiv. Die Sparguthaben erleiden bei konservativer Veranlagung wie Sparkonto oder sonstige Geldmarktanlagen Realwertverluste.

Risikoreiche Veranlagungen wie Anleihen, Aktien, Gold oder Immobilien benötigen einen langfristigen Veranlagungshorizont – mit Corona noch langfristiger.

Aber was bedeutet diese gegenläufige Entwicklung der Inflation von Vermögenspreisen und mittelfristig beinahe deflationärer Entwicklung der Verbraucherpreise?

Deflationär deshalb, weil die Wohnungskosten mit 10% den VPI gewichten – und die Wohnungskosten stiegen deutlich, während andere Warengruppen des VPI-Warenkorbs rückläufige Preise erzielten. Die Verteilung des Vermögens ist schon lange sehr unausgeglichen. 10,7% der Weltbevölkerung besitzen im Jahr 2019 82,8% des Privatvermögens über 100.000 US-Dollar. Und dank Corona werden knapp 90% der Weltbevölkerung nach dem Ende der Stützungsgelder und nach Reduktion der Sozialgelder noch stärker in die Armut abdriften.

Diese Entwicklung gepaart mit Klimaveränderung und Flüchtlingsströmen wird den sozialen Frieden massiv beeinträchtigen. Jene 9,8% der Weltbevölkerung mit einem Privatvermögen zwischen 100.000 und 1.000.000 US-Dollar sind die klassischen Leistungsträger unserer Gesellschaft. Diese Gruppe hat sich – bis auf die Erbengesellschaft – Vermögenswerte als Altersvorsorge geschaffen. Ob Aktien, Anleihen, Gold oder Immobilien – in den kommenden Jahren werden diese Vermögenswerte sehr volatil bleiben, weil Unternehmenswachstum fehlt und die zunehmende Verarmung einer breiten Gesellschaftsschicht zu sinkenden Immobilienpreisen führen wird.

Gewinner bleiben jene Vermögende, die für ihre Altersvorsorge diese Vermögenswerte nicht als Liquidität benötigen. Verlierer sind die Leistungsträger, die als Babyboomergeneration in naher Zukunft sich ins Pensionsleben verabschieden und ihre ersparten Vermögenswerte als Zusatzliquidität für ihre Pension benötigen, um im gewohnten Lebensstandard nicht abzustürzen.

Für diese Gruppe gibt es wenig Möglichkeiten ihren Lebensstandard aufrecht zu halten. Sie zahlen die Zeche. Unternehmensbeteiligungen (Aktien) verlieren an Wert, weil aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung kein Wachstum generiert wird. Immobilien verlieren an Wert, weil die den Investitionen zugrunde liegenden Planmieterlöse nicht mehr realisierbar sind. In dieser Periode der Marktbereinigung werden die Verbraucherpreise stark steigen, weil Angebot und Nachfrage auseinandertriften. Steigende Lohnkosten, weniger Wettbewerb durch Ausscheiden der insolventen Marktteilnehmer, Geldmengenexplosion, die Marktmacht regionaler und globaler Monopolisten werden die Hauptursachen sein.

Die mittelfristige Auswirkung des permanenten Gelddruckens: massiv steigende Staatsschulden. Diese lassen sich nicht einfach wegwischen. Sie werden Staatsinsolvenzen verursachen. Damit verbunden wird es zu Währungsreformen kommen. Das ist die weitere Zeche, welche die Leistungsträger zahlen werden. Das in den Jahren davor durch fehlende Sparzinsen und volatile Vermögenswertentwicklung schwindende Realvermögen wird mit einen Gongschlag entwertet. Sie können sich wenig davor schützen.

Für Investition in Grund und Boden, in Forst- und Landwirtschaft als einzig nachhaltige Wertsicherung über Generationen war das Ersparte ja auch nicht gedacht. Dieses Feld beackern schon jetzt die Superreichen.

Geschildertes Szenario kann durch aktive globale Verteilungspolitik abgefedert werden. Das weltweite Privatvermögen betrug 2008 116 Billionen US-Dollar. 2019 waren es bereits 226 Billionen US-Dollar. Das weltweite jährliche BIP liegt 2019 bei 86,6 Billionen US-Dollar. Die globale Schuldenlast von Banken, Unternehmen, Staaten und Privatpersonen liegen 2019 bei 255 Billionen US-Dollar.

Die Einführung einer einheitlichen globalen Vermögensteuer mit einem Freibetrag von 1 Million US-Dollar könnte die globale Schuldenlast enorm entlasten, Vermögensungleichheiten senken und die massiven gesellschaftlichen und sozialen Verwerfungen vermeiden.

Es gibt zahlreiche weltweite Organisationen und Gremien, die dieses Thema zur Umsetzung einfordern könnten.

Prädestiniert dafür wäre die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Wird dieses Thema nicht ernsthaft weiterverfolgt, wird eine neue Bewegung entstehen. Bürger werden ihr demokratisches Recht nutzen und die Menschenrechte – das Recht auf Leben und Freiheit – weltweit einfordern. Sie werden auf die Straße gehen. So wie fridays for future wird es auch einen saturday for social peace geben, damit der verteilungspolitische Stillstand weltweit beendet wird, die nachhaltige Vernichtung der Alterssicherung beendet wird und der soziale Friede in möglichst vielen Staaten auch in Zukunft gesichert bleibt.

denkfabrik: Mein Name ist Johannes und ich will dich mit denkfabrik.rocks bei deiner Finanzplanung und dem Vermögensaufbau unterstützen. Seit 2015 bin ich Investor an der Börse und ein Freund der langfristigen Geldanlage.
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