„Was, du heißt Johannes, bist Finanzblogger und feierst dein einjähriges Jubiläum?“, antwortete die junge Dame und schien irgendwie irritiert zu sein. Ich sprach sie gerade in der berühmt berüchtigten Bar „fuckyoumoney“ an und spekulierte auf eine hitzige, heiße und hemmungslose Ertragsausschüttung. „Was ist denn bloß in letzter Zeit los“, sagte sie laut und starrte mich herausfordernd an. Oha, das klang nicht besonders gut. „Das letzte Mal sprach mich auch so ein Typ an…und…und vor nicht all zu langer Zeit verführte mich im Traum ein gewisser ‚Warren’. Weißt du, wer das ist?“
Ja. Und scheiße. Die junge Dame ist Crazy Lisa.
Meine Bloggerkumpels warnten mich schon vor ihr. „Pass bloß auf, sie hat die Gabe zu knechten, alles Geld zu finden, dich ins dunkle zu Treiben und ewig zu binden. Konsumschulden inklusive.“ Was war noch einmal der Ausweg? Ich erinnerte mich. Der letzte Rat der Community war, über den langfristigen Vermögenaufbau zu sprechen.
„Weißt du, alles begann am 07. Februar 2016.“
In meiner Angst erzählte ich ihr alles über den Blog. Den wirtschaftlichen Ansichten von Varoufakis, die Möglichkeit mit P2P-Krediten das Einkommen aufzustocken und von einer gewissen Monika Reich, die über finanzielle Freiheit schreibt. Geld schien sie nicht zu langweilen. Ganz im Gegenteil. Sie kam näher und flüsterte mir leise ins Ohr: „Erzähl mir mehr.“
Schweißtropfen bildeten sich auf meiner Stirn. Ich erzählte ihr von Tagesgeld bei moneyou, Geldwirtschaft im Mittelalter und von der Blogparade „was ich wirklich brauche“. Als dann Gedanken über Sparen im Alltag und Gewährleistungsrecht folgten, nahm sie endlich Abstand. „Sparen ist schon ein bisschen unsexy“, meinte sie nur verächtlich.
Als ich ihr dann von meinem Buch erzählte, indem ein gewisser „Fried“ in einer Art Anstalt gefangen war, sah sie mich mit großen Augen an. Schnell das Thema wechseln. Kurz darauf schwärmte ich von dem 50/20/30 Budget und Finanzcocktails. Ihr Interesse nahm zunehmend ab. Puh!
Zwischenzeitlich hatten wir uns aber einige Tequilla reingestellt und Lisa begann sich wieder für mich zu interessieren. Jetzt hieß es, schwere Geschütze aufzufahren. Im Historikerjargon schwadronierte ich über Finanzen und Heerführer sowie der europäischen Union. Crazy Lisa war nun endgültig genervt. Fantastic!
„Machst du eigentlich auch irgendetwas cooles?“
Das konnte ich nicht auf mich sitzen lassen. Stolz präsentierte ich meinen Finanzblogsong. Der gesprochene Singsang schien sie zu beeindrucken. Kurz darauf blickte sie sich um, sah mir tief in die Augen und flüsterte: „Ich hab mal gehört, dass ein hohes Risiko nicht unbedingt so eine gute Rendite bringt, ist das richtig?“
Haben wir Lisa unterschätzt? Sie lächelte mich an, zwinkert mir zu und verabschiedet sich von mir. Dann nimmt sie ihre Gucci Handtasche und schreit noch während sie sich umdreht: „Ihr seid doch alle ein bisschen plem plem!“
Der Barausflug ins Ungewisse
Das war also mein Treffen mit Lisa, der ich verschiedene Beiträge vorstellen konnte, die im Laufe des letzten Jahres entstanden sind. Erst irgendwo in der Mitte meines Weges begreift man, wo die Reise wirklich hingeht. Und zwar ins Reich der Finanzblogger.
Wie begann die Geschichte eigentlich? Eines Tages saß ich vor dem Laptop und hatte wieder einmal einige Tabs mit Finanzblogs offen. Die Idee, selber über Finanzen zu schreiben reizte mich. Zum einen, weil ich quasi in der digitalen Welt aufgewachsen bin, zum anderen, weil so schon fast 100%ig sicher war, mehr über Finanzen, Wirtschaftsgeschichte und mich selbst zu lernen. Außerdem fand ich es irre lässig, mich noch aktiver einzubringen und andere mein verkorkstes Finanzleben darzustellen. Ganz nach dem Credo: Denkt über eure Finanzen nach! Zusätzlich wollte ich eine Plattform neben meinem Youtube-Kanal aufbauen.
Dann der erste Fehler.
Der Blog war schnell aufgesetzt. Mit WordPress und den Themes sowie Plugins gab es keine Probleme. Allerdings mit dem Konzept. Sicher ist euch aufgefallen, dass es in dem Menü einen „Blog“-Tab gibt. Der führt allerdings nicht zu den aktuellen Einträgen, sondern im Grunde ins Ungewisse. Auch andere Kategorien sind mehr oder weniger überflüssig. Tja, so ist das beim Impulsiven handeln. Der kommende Relaunch wird diese kleinen Schönheitsfehler hoffentlich beheben.
Trotzdem läuft es gut. Die Besucherzahlen haben sich über die Monate – bis auf einzelne Ausnahmen – kontinuierlich gesteigert. Kooperationsanfragen und andere lustige Mails häuften sich. Chancen tun sich auf und stärken das Blogger-Selbstbewusstsein. So zum Beispiel das Journalistenseminar, dessen Bericht ich euch noch immer Schuldig bin.
Durch die Schreiberei durfte ich andere Blogger, Leser im Endeffekt Menschen und Perspektiven kennenlernen. Es entstanden schöne Diskussionen, kritische Anmerkungen und ich versuchte immer, etwas davon zu lernen. Danke an alle KommentatorenInnen, aber vor allem Flo und Pascal, die sich langfristig und kontinuierlich in der Kommentarsektion zeigten. Auch Felix von Finanzblogroll muss aufgezählt werden. Durch seine Bemühungen profitiert nicht nur mein Blog.
Was habe ich gelernt?
- Ein Blog-Konzept ist wichtig
- Bloggen bringt Chancen & Risiken
- Kritik annehmen und daraus lernen
- SEO ist wichtig, aber nicht alles
- Über Finanzen zu sprechen macht noch mehr Spaß
- Nicht alles ist Gold was glänzt
- Die Finanzszene im Internet ist verdammt cool
- Blogbanner funktionieren wesentlich anders als „Commercial-Banner“
- Man kann auch über Blogs rappen
- Mehr Zeit zu haben wäre toll
- Content, Content, Content
- Kontinuität zahlt sich aus
- Wirf so lange Scheiße an die Wand, bis sie klebt (ich liebe diese Metapher)
Auf in neue Bars
Das war es also, mein Einjähriges. Und sogar Lisa hat davon erfahren.
Ich hoffe, ihr seid auch dieses Jahr wieder mit dabei. In den nächsten Wochen versuche ich meine neue Content-Strategie umzusetzen. Was das für euch heißt? Individuelle Bilder, es wird persönlicher, ausführlichere Inhalte und längerer Content als bisher.
Hab ihr Themenvorschläge oder Anmerkungen? Ab damit in die Kommentare, gerne auch per Mail.
Ganz zum Schluss noch ein Video von meinen Kumpels und mir bei unserem Tandemspung. Als Motivation für [hier einen Begriff einsetzen].
Euer Johannes
aka denkfabrik aka Finanzhistoriker aka finance flow ;P