Fight Club ist mehr als ein normaler Unterhaltungsfilm. Mehrere Interpretationsansätze liegen ihm zugrunde, die u.a. mit den Schlagworten „Konsumgesellschaft“ und „Der Weg zum Faschismus“ bezeichnet werden.
Widmet man sich der ersten Interpretation fällt auf, dass Fight Club inhaltlich voll von konsumkritischen Phrasen und Anspielungen ist. Ein visueller, radikaler Finanzblog der ersten Stunde also.
Dabei stellt sich eine Frage: War Tyler Durden Minimalist?
Und: Sind Finanzblogger kleine Tyler Durdens? Was bringt uns Fight Club über Konsum bei?
5 kritische Zitate aus dem Film „Fight Club“
The things you own end up owning you.
Die Dinge die du besitzt, besitzen dich am Ende.
Viele Güter die wir im Laufe des Lebens ansammeln, sind nichts weiteres als Ballast. Wir glauben für Geld zu arbeiten, arbeiten aber eigentlich für die Bezahlung unserer Konsumausgaben. Somit sind wir nicht im Besitz von Dingen, sondern die Dinge besitzen uns. Es ist ein Zwang der Freiheit.
Reject the basic assumptions of civilization—especially the importance of material possessions.
Uns wird schon fast von Beginn unseres Lebens indoktriniert, dass wir mehr Wert sind, wenn wir viele materielle Güter ansammeln. Diese Annahme ist natürlich falsch, denn warum sollte ein anderer Wert meinen Wert als Mensch steigern? Meinen Wert kann man höchstens durch einen selbst steigern, indem z.B. ganz persönliche Ziele erreicht werden. Diese Wertzuschreibung passiert oft im äußeren Bereich, in der Welt deiner Mitmenschen.
Man, I see in Fight Club the strongest and smartest men who’ve ever lived. I see all this potential, and I see squandering. Goddammit, an entire generation pumping gas, waiting tables—slaves with white collars. Advertising has us chasing cars and clothes, working jobs we hate so we can buy shit we don’t need. We’re the middle children of history, man: No purpose or place. We have no Great War. No Great Depression. Our Great War’s a spiritual war; our Great Depression is our lives. We’ve all been raised on television to believe that one day we’d all be millionaires, and movie gods, and rock stars. But we won’t. And we’re slowly learning that fact. And we’re very, very pissed off.
Viele von uns gehen Jobs nach die uns nicht Spaß machen – wie Sklaven, nur um uns von der Werbung angepriesene Dinge zu kaufen, die wir eigentlich nicht benötigen. Wir haben gesellschaftlich keine großen Sorgen, aber unsere eigenes ich, unser Leben ist unser Feind. Warum? Weil mir mit einem anderen Glauben erzogen wurden und sich diese Träume nicht erfüllt haben. Der ein oder andere erinnert sich vielleicht aus seiner Kindheit an diese Aussage: „Du kannst alles werden was du möchtest“, der später ein „…,aber bitte BWLer angehängt wurde.“
We’re consumers. We are the byproducts of a lifestyle obsession. Murder, crime, poverty—these things don’t concern me. What concerns me are celebrity magazines, television with 500 channels, some guy’s name on my underwear. Rogaine, Viagra, Olestra…fuck Martha Stewart. Martha’s polishing the brass on the Titanic. It’s all going down, man. So fuck off with your sofa units and strine green stripe patterns.
Eigentlich wichtige Ereignisse haben für uns keinen Wert. Unser Interesse beschränkt sich auf oberflächliche, künstliche Produkte.
It’s only after we’ve lost everything that we’re free to do anything.
Mich erinnert dieser Satz immer an Edison. Warum? Eine kleine Geschichte.
Am 10. Dezember 1914 breitete sich ein Feuer in New Jersey aus und zehn von Edisons Gebäuden brannten. Die Feuerwehr konnte nichts ausrichten und seine Häuser brannten nieder. Alles war verloren, seine Notizen und Erfindungen. Edison blieb in dieser Situation ruhig und sagte dann:
„Es ist alles in Ordnung. Unsere ganzen Fehler verbrennen dort gerade und wir können nochmal ganz neu beginnen!“
Edison verkörpert das Zitat von Fight Club. Wenn wir alles verlieren (oder einiges Aufgeben) ist die Chance am Größten, völlig losgelassen und unverbraucht neu zu Beginnen. Es ist die Gelegenheit, kurz in vollkommener Freiheit zu Leben.
War Tyler Durden Minimalist?
Tyler Durden verkörpert mit diesen Phrasen den tendenziell sehr im Aufschwung begriffenen Minimalismus. Die Aussage „Zurück zum Wesentlichen“ trifft es wohl am Besten. Er kritisiert den Konsum und den Überfluss der unseren Geist überschwemmt, von dem wir annehmen, dass er für uns notwendig sei.
Der Film selbst zeigt visuell, was Finanzblogger tagtäglich schreiben, nur in radikalerer Form. Die Protagonisten sind Kritiker des vorherrschenden Konsumsystems und auch einige Blogger sind im weitem Sinne nichts anderes, weil sie immer wieder auf die Sinnlosigkeit des uneingeschränkten, geldvernichtenden Konsums hinweisen. Im Film ist die Perspektive allerdings eine umfassendere. Es dreht sich um mehr als nur „Geldvernichtung“. Es ist die Zerstörung unseres selbstbestimmten Lebens.
Die Zitate des Films haben etwas Belehrendes und regen zum Nachdenken an – wenn nicht nur die Handlung konsumiert wird.
Tyler Durden war vielleicht ein radikaler Minimalist, von dem wir uns rein die minimalistischen Grundsätze, ohne Fanatismus, abschauen können.
Wie denkt ihr über Fight Club, Tyler Durden und Minimalismus? Ist der Film eine geeignete Referenz?