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Welchen Satz hörst du am häufigsten von deinem Lieblings-Minimalisten? „Ich hab’ nur Sachen zuhause, die ich wirklich brauche.“ Schön für dich, denke ich dann und stecke in Gedanken seinen Hipster-Bart in Brand.

Seit wann ist es eigentlich gesellschaftlich erwünscht, weniger zu haben?

Diese Epidemie der sorglos glücklichen Materialismus-Eremiten ist genauso schlimm wie die Verbreitung der postmodernen Ernährungs-Prediger. „Nur, wenn der Apfel vom Baum fällt, darfst du ihn essen“, sagt der fast schon magersüchtige Guru. „Ach wirklich?“, antworte ich, und packe meine Motorsäge aus.

Schließlich bin ich Investor und scheiße auf Gravitation. Kontinuierlich ist die Suche nach „mehr“ zu meiner Lebensaufgabe geworden. Die Rendite ist mein Apfel der Sünde. Beim Investieren bin ich schließlich kein Minimalist, sondern Realist, Optimist und Pessimist. Schon mal einen Minimalist als Kleinanleger gesehen? Jetzt noch mal über den letzten Satz nachdenken, das war nämlich schon der Witz.

Weniger ist das neue mehr. Aber wann ist weniger zu viel?

Laut der heutigen Glücks-Generation ist Eigentum (wir wollen ja juristisch korrekt bleiben) schlecht und macht unglücklich. Also meine Investitionen machen mich nicht unglücklich.

„Aber Moment, wir sprechen von Konsum, von Produkten, lieber Johannes.“

Ach was! Technisch gesehen ist ein Wertpapier auch ein Produkt, aber hier wird von Materialismus gesprochen. Die „ach-ich-bin-so-glücklich-mit-einem-Karton-voll-Kleidung“ Menschen setzen am nutzlosen Produktfetischismus an und setzen ihn in Verbindung mit Glück. Kann man machen, aber sind wir uns ehrlich: ein nutzloses Gadget kann mich stundenlang belustigen. Ich brauche es allerdings nicht. Warum soll ich es weggeben, wenn es mir Spaß bereitet?

Und hier ist das Dilemma. Alle reden von „Freiheit“, aber keiner spricht von „Spaß“. Der alte Grieche Diogenes (der Typ in der Tonne) hatte Freiheit. Er war sogar so frei, dass er sich von allen überflüssigen Bedürfnissen frei machte. Klingt spannend, aber ein Investorenleben wäre dabei auch nicht mehr möglich. Kommt also nicht in Frage. Dann gibt es noch den Minimalismus mit Lücken. Das ist ein Vegetarier mit fehlender Selbstdisziplin oder ein „Halb-Vegetarier“. Ein bisschen ist erlaubt. Das „bisschen“, ist genau das richtige Maß.

Wir müssen nicht von einem Karton oder in einem Van leben (rein auf Minimalismus bezogen, sonst wäre das schon sehr cool) und schon gar nicht alles was wir zuhause haben wegschmeißen. Vielleicht tue ich den gerade sicher empörten Minimalisten unrecht. Vielleicht sollte ich meine beschriebene Version des Minimalisten eher „Produkt-Terroristen“ nennen.

Ein bisschen „Minimalist“ sollte in uns allen stecken

Das Grundkonzept finde ich aber gut, solange es nicht ins extreme ausschlägt (oder vielleicht doch?). Jedenfalls sollten wir uns von Dingen trennen, die ganz augenscheinlich unnütz sind. Das habe ich auch in den letzten Tagen getan und zuhause ausgemistet. Meine Fresse, was da alles herumgelegen ist. Unter anderem 30€ an Buchverkäufen über ein Händlerportal. Ja, hätte ich auch privat machen können, aber Zeit ist auch Geld.

Was bleibt?

Fackelt eure Sachen ab! Aber auf dem Scheiterhaufen der Produktverbrennung muss nicht alles liegen.

 

 

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