Du hast sicher schon einmal den Begriff “Hedgefonds” gehört. Doch was ist das eigentlich? Wie funktioniert ein Hedgefonds?
In diesem Artikel möchte ich den „Mythos“ Hedgefonds genauer erklären, damit du weißt, was genau man unter darunter versteht und welche Bedeutung er am Weltmarkt hat.
Inhalt
Was ist ein Hedgefonds?
Das klingt zunächst simpel, hat aber ein paar Besonderheiten, die einen Hedgefonds deutlich von einem Investmentfond unterscheiden:
- Der Hedgefonds an sich wird nicht an der Börse gehandelt
- Ein Hedgefonds wird nicht so streng reguliert wie ein öffentlicher Investmentfonds – Der Manager hat mehr Freiheiten bei der Verwaltung. Diese Freiheit führt häufig zu weitaus aggressiveren und risikoreicheren Strategien, aber kann dadurch zu dickeren Gewinnen führen.
- Ein Hedgefonds darf Leerverkäufe tätigen, um sich abzusichern. Das heißt, während er Geld in eine Anlage, zum Beispiel Gold, investiert, kann er Leerverkäufe auf Gold tätigen. Wenn jetzt der Goldwert fällt, dann verliert der Fonds zwar auch im Wert seiner Gold-Anteile, gewinnt aber den gleichen Wert durch die Leerverkäufe. Fast so, als würdest du beim Roulette 50 Euro auf Rot und weitere 50 Euro auf Schwarz setzen.
Bei einem klassischen Aktienhandel wird eine Aktie möglichst günstig gekauft, mit dem Ziel, sie dann teurer wieder zu verkaufen. Die Differenz aus Kaufpreis und Verkaufspreis ist hier der reine Gewinn.
Aber es gibt noch Leerverkäufe, um die sich Hedgefonds Manager kümmern. Sehen wir uns diese Art des Handels auch kurz an.
Wie funktionieren Leerverkäufe?
Leerverkäufe funktionieren umgekehrt:
Der Leerverkäufer (hier unser Hedgefonds-Manager) leiht sich eine Aktie gegen eine Leihgebühr von einem Wertpapierverleiher und verkauft diese dann, wenn er auf einen fallenden Preis spekuliert.
Er verkauft also eine Anlage, die er gar nicht besitzt. Er muss jetzt die Aktie zu einem mit dem Verleiher vereinbarten Zeitpunkt wieder zurückgeben. Sein Ziel ist es also hier, die Aktie zu einem günstigeren Preis wieder zurückkaufen zu können, sie dann dem Verleiher zurückgeben zu können und die Differenz aus teurem Verkauf und günstigem Rückkauf als Gewinn einstreichen zu können.
Vereinfacht kannst du dir vorstellen, du würdest einen Kredit aufnehmen, um in etwas zu investieren, von dem du fest davon überzeugt bist, dass du genug Geld daran verdienst, um den Kredit samt Zinsen zurückzahlen zu können und sogar noch einen dicken Bonus für dich selbst bekommst.
Hier ist nochmal ausführlich und sehr schön erklärt was ein Hedgefonds ist:
Wer kann in einen Hedgefonds investieren?
Die Voraussetzungen, um in einen Hedgefonds investieren zu können, sind enorm. In den USA zum Beispiel gelten folgende Auflagen, bevor du überhaupt investieren kannst:
- Ein Eigenkapital von mindestens $1.000.000 US
- Ein sehr hohes monatliches Einkommen nachweisbar
Damit sind Hedgefonds quasi exklusiv für betuchte Menschen. Und obwohl die Zugangsvoraussetzungen hoch sind und damit die Anzahl der Anleger limitiert ist, bewegen Hedgefonds riesige Summen am Weltmarkt und formen diesen so mit (klar – hohe Summen an Geld sind ja reingepumpt worden).
Nach aktuellen Schätzungen verwalten Hedgefonds momentan mehr als 3 Billionen US-Dollar (Stand Q4 2018) am Weltmarkt. Damit kontrollieren sie Unternehmen und auch ganze Staaten erheblich.
Und in Deutschland? Es kann in sogenannte „Dach-Produkte“ investiert werden. Das ist ein Fonds, der in andere Fonds investiert. Hier aber speziell auf die Gebühren achten. Zusätzlich kann man Wertpapiere der Gesellschaften erwerben. Du kannst also die Aktien der Unternehmen kaufen. So bist du an dem Fonds beteiligt. Damit ist auch die Transparenz größer.
Und in Österreich? Auf zur Bank und nach den Produkten fragen.
Was verdient ein Hedgefonds-Manager?
Bei diesen Summen fragst du dich bestimmt, was die Manager dieser Finanz-Monster verdienen. Das durchschnittliche Jahreseinkommen der Fondsmanager liegt bei knapp unter 350.000 US-Dollar. Allerdings gibt es viele Fondsmanager, die Milliardäre sind und weit über diesem Durchschnitt liegen.
Dabei gibt es weitere, interessante Zahlen, die vor allem für die Anleger interessant sind:
Der US-Amerikanische Hedgefonds-Manager James Simons zum Beispiel erzielt seit nun schon 30 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 35%. Das ist weit mehr, als viele Börsenriesen, also Top-Verdiener an der Börse, erreichen.
Was machen Hedgefonds Manager?
Thomas H. Rudy ist Gründer von Capital R Investments und ist im finanzblatt1 über seinen Arbeitsalltag interviewt worden.
Wie macht er genau? Thomas sieht sich zuerst (um 07:00 Uhr) die Entwicklung der Märkte an und liest aktuelle Nachrichten. Lesen solltest wirklich gerne, denn der Hedgefonds Manager meint, dass 70 % seines Jobs mit Lesen zu tun hat. Wenn die Börsen öffnen erfolgen die ersten Käufe oder Verkäufe.
Wie in anderen Unternehmen sind dann Meetings und Gespräche am Plan. Analysen und die ganz normale Schreibtischarbeit steht dann im Vordergrund.
Am Ende des Tages erfolgt das Fazit zum Tag und die Vorbereitung auf den nächsten Handelstag. Sein Arbeitstag ist zwischen 22:00 Uhr und 01:00 Uhr zu ende. Du solltest also gerne Arbeiten, wenn du vor hast diesen Beruf auszuüben.
Wie funktioniert ein Hedgefonds genau?
Ein Hedgefonds funktioniert praktisch betrachtet wie ein ETF (Exchange Traded Fund) oder andere Fonds: Investoren legen zusammen Kapital an, das dann von einem Manager in Investmentprojekte gesteckt wird.
Schauen wir uns dazu mal ein fiktives Beispiel an:
Ich gründe den “Denkfabrik Chancenfund” – einen exklusiven Hedgefonds.
In meiner Betriebsvereinbarung – dem Dokument, das bestimmt, wie der Fonds arbeitet – lege ich fest, dass ich an allen Gewinnen über 5% mit einer Provision von 25 % beteiligt werde. Außerdem darf ich in alles investieren, was ich möchte.
Zehn Investoren treten meinem Fonds bei und investieren je 10 Millionen Euro. Jetzt habe ich ein Startkapital von 100 Millionen Euro. Jeder Investor unterschreibt eine Investment-Vereinbarung und schickt seine Unterlagen direkt zu meinem Agenten oder einer Verwaltungsfirma, die ich mit der Buchführung des Hedgefonds beauftrage.
Das Geld wird direkt zu meinem Agenten geschickt und der Fonds ist jetzt bereit für die Arbeit. Sobald ich gute Investitionsmöglichkeiten gefunden habe, teile ich meinem Agenten mit, was er mit den 100 Millionen Euro kaufen soll.
Ein Jahr vergeht und ich habe mit schlauen Investitionen einen Gewinn von 40 % erwirtschaften können. Der Fund ist jetzt also 140 Millionen Euro schwer. Nach der Betriebsvereinbarung gehören die ersten 5 % vollständig den Investoren, also hier 2 Millionen Euro.
Diese 5 % nennt sich “Hürdenrate”, weil ich als Manager diese Rate überkommen muss, bevor ich eigene Gewinne verbuchen kann.
Hätten meine Investoren das Zehnfache in den Fonds investiert, dann hätte ich jetzt einen Gewinn von 95 Millionen Euro und meine Anleger einen Gewinn von 305 Millionen Euro.
Du siehst also, ein Hedgefonds kann in diesem theoretischen Beispiel eine lukrative Sache sein. Warum also sind Hedgefonds in den Medien so negativ behaftet?
Darum werden Hedgefonds häufig negativ betrachtet
Am Beispiel oben erkennst du, dass der Manager des Hedgefonds ordentliche Summen einstreicht. Viele Leute vergessen hier gerne, dass die Investoren ein dickes Stück vom Kuchen abbekommen, ohne sich weiter um irgendetwas kümmern zu müssen.
Was aber wohl am meisten Kritik einfährt, ist das “2 und 20 Provisions-Schema”, das bei vielen Hedgefonds zum Einsatz kommt. Hier bekommt der Manager 2 % aller Anlagen und 20 % aller jährlichen Gewinne.
Und die 2 % der Anlagen sind der Grund, warum Hedgefonds-Manager häufig in Kritik geraten. Denn selbst wenn der Hedgefonds-Manager Geld verliert, erhält er selbst eine Kompensation für die Investitionen.
Selbst wenn er keinen einzigen Finger rühren würde, könnte er so bei einem 1 Milliarde Euro schweren Fonds jährlich 20 Millionen Euro einstreichen. Schlimmer noch ist der Fondsmanager, der diese 20 Millionen Euro einstreicht, obwohl der Fonds selbst Geld verliert. Jetzt muss er den Investoren erklären, warum sie Verluste machen, während er 20 Millionen in Provision ausgezahlt bekommt.
Das ist aber nicht der einzige Grund. Hedgefonds werden allerdings auch oft als „Heuschrecken“ bezeichnet. Warum? Wenig Transparenz durch den Standort (Beliebt: Kaiman-Inseln), Geringe Aufsicht, hohe Verluste werden hingenommen. Unternehmen durch hohe Inhaberschaft der Anteile einem Rationalisierungs- und Gewinndruck unterworfen.
Außerdem ist das mit der Performance auch so eine Sache. Eine ganze Branche hat Probleme, ordentliche Renditen zu erwirtschaften.
Mein Fazit zu Hedgefonds
Aufgrund der hohen Beträge spielen diese Art von Fonds in großem Umfang am Weltmarkt mit. Die Anzahl der “Spieler” ist aber sehr gering ist. Für diejenigen, die das nötige Startkapital haben, kann ein gut verwalteter Hedgefonds aber in relativ kurzer Zeit hohe Renditen erwirtschaften…oder auch nicht. 😉
Dabei kommen die negativen Schlagzeilen häufig daher, dass einzelne Hedgefonds-Manager die Freiheiten ausnutzen, die sie haben, um auch mit Verlusten der Kapitalanleger eigene Gewinne sicherzustellen oder als Vehikel agieren, um die Herstellung einer kurzfristigen Wettbewerbsfähigkeit einem langfristigen Unternehmensbestand opfern.
Dir sollte bewusst sein, dass bei diesem Anlageprodukt ein Totalausfall möglich sein kann. Aufgrund der oft fehlenden Transparenz und Vorgehensweise der Investitionen sind das keine Produkte, die ich persönlich empfehlen kann.
PS: Trotzdem interessiert an einer potenziell hohen Rendite? Dann sieh dir mal P2P-Plattformen wie Bondora an. Auch Crowdinvesting kann dir schöne Einkünfte bescheren.
- finanzblatt: Interview: So sieht der Alltag eines Hedgefonds-Managers aus. https://www.finanzblatt.net/interview-so-sieht-der-alltag-eines-hedgefonds-managers-aus-595