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Karte vs. Bargeld – Krieg der Zahlungsmittel

bargeldabschaffung

Letztens durfte ich eine Diskussion über „Bargeldabschaffung“ mit anhören (Die Diskussionsteilnehmer sind damit zwar spät dran, aber das Thema kommt ja immer wieder auf). Hui, da flogen die Fetzen. Typ 1 war von Bargeld so überzeugt, wie diese lustigen Flat-Earther von der runden Erde – gar nicht. Typ 2 wedelte dagegen stolz mit einem fünf Euro-Schein durch die Luft, wenn er irgendetwas sagte. Die zwei Mädels daneben argumentierten eher für Bargeld und schienen die Diskussion spannend zu verfolgen.

„Aber was ist mit der Sicherheit?“, argumentierte Typ 1, „Kein Bargeld heißt, weniger und nachvollziehbare Korruption.“

„Heißt das, du bist gegen Privatsphäre?“, meinte Typ 2 nur.

Ein gutes Argument, dachte ich.

„Privatsphäre ist sowieso ein Auslaufmodell. Schon mal Google benutzt?“

Bam!

Was würde sich für mich ändern?

Zuhause dachte ich noch einmal über diese Beobachtung nach. Klar, es gibt unterschiedliche Meinungen zu – ganz allgemein – Bargeld vs. Karte, aber was würde sich für mich konkret ändern, wenn es zu einer bargeldlosen Wirtschaft käme.

Fast nichts.

In meinem Alltag zahle ich fast ausschließlich mit der Bankomatkarte, Überweisungen erledige ich online und am Ende des Monats wird ganz easy über das Onlinekonto abgerechnet – zumindest der Großteil meiner Ausgaben. Monatliche Dividendenzahler werden auch nicht bar gekauft, sondern kommen mit einer einfache Transaktion ins Depot.

Dann gibt es aber doch Situationen, in der mir Bargeld beisteht. Bei Geldgeschenken, am See, wenn der Freundeskreis beschließt, noch etwas von dem Kiosk zu holen und natürlich als handliches Papier bei Reisen. Auch bei unterschiedlichen gemeinsamen Ausgaben in der Partnerschaft wird bei uns Geld bar aufgeteilt.

Vielleicht würde sich also doch etwas ändern.

Oberflächlich kommt es zu wenigen Veränderungen, aber wo liegt denn eigentlich mein Geld herum, wenn Bargeld plötzlich weg ist? Auf dem Konto von irgendeiner Bank. Das ist jetzt zwar auch so, aber die Machtstruktur ändert sich. Wenn keine Chance mehr besteht, Geld abzuheben, ist man dem Tarifspiel der Bank ausgeliefert. Aber nicht nur der Bank, sondern auch dem Staat. Der jetzt schon gläserne Bürger ist dadurch noch viel stärker durchleuchtbar. Hier ist die Frage: Wer weiß von deinen Einnahmen und Ausgaben? Schon jetzt arbeiten Institutionen zusammen, um Daten auszutauschen. Wenn alles offenliegt werden wir unserer gesamten Freiheit beraubt. Wohin das führt, ist bei Orwell und in Geschichtsbüchern nachzulesen. Es wäre eine unsichtbare Hand der Überwachung. Was passiert, wenn sich Menschen direkt und offensichtlich angegriffen fühlen? Sie schließen sich zu Widerstandsgruppen zusammen. Das führt vielleicht nicht zu eine Revolution, aber zu verschiedenen Zahlungsoptionen auf regionalem Niveau. Zumindest könnte ich mir das gut vorstellen.

Es gibt auch Vorteile: Menschen hätten einen größeren Anreiz…nennen wir das Kind beim Namen: Druck, um Geld umzuschichten oder direkt auszugeben. Denn Gebühren oder sogar Negativzinsen drücken aufs Vermögen. Das wäre Gesamtwirtschaftlich von Vorteil, individuell aber nicht besonders lustig. Auch die Kosten für Druck und Prägungen fallen weg – wieder kein individueller Vorteil.

Die Schlacht gewinnt das Bargeld

Wer gewinnt die Pro- und Kontra-Schlacht? Meiner Meinung nach das Bargeld. Für mich überwiegen vor allem die individuellen Vorteile. Allerdings suchen Wirtschaftstreibende immer nach effizienten Lösungen. Und effizient, das ist Bargeld – zumindest für Banken und als Instrument zur Wirtschaftssteuerung – nicht, oder nur zum Teil. Ob der Wohlstandsverlust durch Effizienzgewinne aufgewogen werden, das ist dagegen höchst fraglich.

 

denkfabrik: Mein Name ist Johannes und ich will dich mit denkfabrik.rocks bei deiner Finanzplanung und dem Vermögensaufbau unterstützen. Seit 2015 bin ich Investor an der Börse und ein Freund der langfristigen Geldanlage.
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