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Die Hölle ist los. In diversen Facebook-Gruppen schießen Marktfreiheitskämpfer gegen Staatsinterventionisten, die ökonomische, gegensätzliche Literatur ist sowieso im ewigen Kampfe verfeindet und irgendein Trottel glaubt immer noch an die unpolitische Wirtschaftswissenschaft. Da passt es perfekt ins Bild, dass mich eine gute Freundin spät abends anruft und mir ihr moralisches Marktdilemma beichtet.

Alles begann ganz harmlos. Nach einem anstrengenden Tag scrollte ich gelangweilt durch meine Facebook-Timeline. Neben den üblichen „muss gerade mein Essen posten, weil Kultur und so“ und „alter, ich habe mit diesen Tricks in 8 Stunden 10.000.000.000.000.000.000€ verdient“ Posts erregte ein Gruppenpost meine Aufmerksamkeit. Der Beitrag versprach Popcornqualität. Er begann mit:

„Der Markt hat immer Recht“

Muss ich mehr schreiben? Ich glaube nicht. Mikrowelle angeworfen, plopp, plopp, plopp. Alles in eine Schale und dann der unheilvolle Klick auf „weitere Kommentare anzeigen“. Es hätte nicht besser sein können. Da wird latent aggressiv argumentiert, aber auch gezetert und gelacht. Die Knappheit, die Preise, der Austausch, das Ego, die Faulen, die Arbeit, Sozialstaat, ist scheiße, die Investitionen, kein Ökonom, der Staat, misch dich nicht ein, Autoren, Bücher, Adam Smith…ein kleiner Wortausschnitt, der sich in den Kommentaren wiederfindet. Und immer wieder sind Gruppengurus am Start, die sogar das Orakel von Delphi alt aussehen lassen. „Nein, nein, nein“, wird einem im Stakkato die absolute Wahrheit vor Augen geführt. „Lies XYZ“ oder „das ist so, weil _________ (setze irgendwas mit Wirtschaft ein)“.

Es ist dasselbe Spiel wie in der ökonomischen Literatur. Da zerfleischen sich Wissenschaftler empirisch-theoretisch und knallen mathematische Standardmodelle hin, dass es nur so kracht. Natürlich, es gibt auch sachliche Diskussionen, aber Mainstream bleibt eben Mainstream und Ideologie bleibt Ideologie. Das Rationalitätsgebot der Wissenschaft für den Hugo.

Marketforce

Marketforce

Warum ich das beurteilen kann? Harte Literaturschule, auch Uniabschluss in Wirtschaftsgeschichte genannt. Aber das braucht es gar nicht. Ein einfacher Vergleich zweier ökonomischer Essays reicht normalerweise aus. Er sollte es. Aber Achtung, jetzt kommt der Trottel ins Spiel. Der Trottel hat eine ganz spezielle eigene Meinung, die meistens sehr gefestigt ist. Ist er gar überzeugt davon, dann wird der Vergleich zu einem regelrechten Trauerspiel. Schade nur, dass der Trottel die Torheit des Narren pachtet, Gedanken bedenkenlos übernimmt und nicht offen für Neues ist.

Beispiel: Marktdefinition. Was ist der Markt eigentlich? Natürlich ein Ort, wo Angebot und Nachfrage zusammentreffen. Was sonst? Klar, der Markt ist ein Ort des Austausches. Seit Jahrhunderten auch ortsunabhängig. Der kann schon was, dieser Markt. Knappe Ressourcen und so. Alles richtig. Was aber ist mit den Marktmechanismen und -strukturen? Was, wenn diese Strukturen wegfallen? Geld ade und dann nur mehr Bitcoin? Was ich damit sagen will: Es gibt mehr als die eine reine Wahrheit. Gurus verneinen das. Sie wollen uns mit einer klaren Ästhetik des Schönen blenden, oder wie es eine Freundin ausdrückte: „Ich bin nicht hetero, ich bin ich Marktisch.

Liebe ist, wenn der Freund außerbörslich gehandelt wird

Plötzlich klingelt mein Smartphone. Das über mir schwebende Sandmännchen hat gerade eine Prise Schlafsand vorbereitet, die ihm vor lauter Schreck aus den Händen rinnt. Irgendwo ins Nirgendwo. Ein paar Flüche, dann der Eintrag ins Logbuch: „Denkfabrik schuldet dir ne‘ Pulle Schlafsand.

Eine Freundin (nein, nicht Lisa) ist am anderen Ende der Leitung. Sie klingt wild-ekstatisch:

„Fuuuuuck, ich habe gerade…erotisch vom freien Markt geträumt.“

„Bitte was?“

Marktträume

Immer diese ganz speziellen Marktträume…

Jetzt bin ich hellwach. Sie erzählt offen von der Konsumfreiheit, die ja auch auf Männer auszuweiten sei. Im Traum kam es anscheinend zu einer Produktvielfalt sondergleichen, gepaart mit krassen Entscheidungsschwierigkeiten. Wie Aktien konnte sie die holde Männlichkeit auf Xetra kaufen und verkaufen. Dann die pure Transparenz. Am Männermarkt um die Ecke gab es eine große Fleischbeschau. Alternative Investments und so. Problem: Ihr Freund, der alte Regulierer. Das passte nicht. Eine Degradation erfolgte schnell und effektiv. Er verkam zum staatlichen Pennystock. Jetzt ließ sie ihrer Liebe freien Lauf…und zahlte nicht mal Gebühren. Geiler Broker, und ich bleche wie ein Irrer. Aber gut, ist halt kein Traum. In ihrem Wunderland taten sich neue Probleme auf: Bananenprodukte aufgrund dubioser Anbieter, gesellschaftlicher Verfall und Verteilungskämpfe. Plötzlich begannen sogar Unternehmer nach ihrem Freund zu schreien.

„Und dann“, frage ich gespannt.

„Dann war’s aus.“

3 Akt: Ein unbefriedigendes Ende

Na toll. Schade um das Ende. Aber das ist als Abschluss doch doof. Deswegen ein Gedankenspiel. Wie es weitergeht, suchen wir uns einfach aus. Ein paar Vorschläge:

  1. Ihr Freund kommt zur alten Stärke, greift ein, hurra hurra, alles super gut.
  2. Ihr Freund versucht was er kann und erreicht ein Mischsystem, hurra hurra, alles super gut.
  3. Ihr Freund bleibt schwach, der Männermarkt balanciert zur Mitte zurück, hurra hurra, alles super gut.

Alles eine Frage der Subjektivität, der Ideologie und der Marktorgasmen. Ich habe ihr die Varianten vorgeschlagen. Sie entschied sich für den Versuch, den Traum zurückzuholen. War ja irgendwie schön. Um es abschließend noch mit den Worten einer befreundeten Philosophin zu sagen: „Die Welt ist zu komplex, um sie unter einzelne Paradigmen zusammenzufassen zu können.

****Spoiler****
Spoiler. Im Text aufgegriffene Literatur

Byung Chul Han – Die Errettung des Schönen.

Blanchard – Macroeconomics.

Stigliz – Economics.

Cherrier – The age of the applied economist: the transformation of economics since the 1970s.

Leonardo Becchetti, Il mercato siamo noi.

Eckehard F. Rosenbaum – What is a Market? On the Methodology of a Contested Concept.

Gerhard Streminger – Adam Smith.

Du willst mehr über meine Bücher erfahren? Hier ist mein Leseabenteuer Juli-August 2017

****Andere Veröffentlichungen****

Ich habe diese Woche auf Medium einen Artikel [Englisch] veröffentlicht. Checkt ihn aus: We self-optimizer

 

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