In ihrer Blogparade stellt die „Ex-Studentin“ folgende Frage:
Was braucht ihr für ein zufriedenstellendes Leben?
Zuerst ein philosophischer Einblick, danach folgt meine Meinung zu dem Thema.
Ein philosophischer Abriss
Die Fragestellung ist fast so alt wie unsere Menschheitsgeschichte. Schon viele intelligente Menschen haben darüber nachgedacht. Seneca, ein Superreicher – wie er heute genannt werden würde – schreibt beispielsweise:
Dies ist ein unabhängiger, aufrechter, unerschrockener und standfester Geist, entrückt jeglicher Furcht und Begierde. Sein einziges Gut heißt Ehre, sein einziges Übel Schande; alle übrigen Dinge gelten ihm nichts, können sein Lebensglück weder größer noch kleiner machen, da sie kommen und gehen, ohne Wachstum und Schwund des höchsten Gutes zu beeinflussen.
Für ihn gehört zu Glück, und im weiteren Sinne zu einem gelungenen Leben, ein gesunder Geist, fern von Furcht und Neid. Alles andere sind Nebensächlichkeiten die das Leben nicht verbessern.
Aristoteles dachte wie folgt über ein gelungenes Leben nach:
Das oberste dem Menschen erreichbare Gut stellt sich dar als ein Tätigsein der Seele im Sinne der ihr wesenhaften Tüchtigkeit. Gibt es aber mehrere Formen wesenhafter Tüchtigkeit, dann im Sinne der vorzüglichsten und vollendesten.
Für ihn steht der Leistungsgedanke als höchstes erreichbares Maß im Vordergrund.
Nun zu Epikur:
Auch die Selbstgenügsamkeit halte ich für ein großes Gut, doch nicht, damit wir uns unter allen Umständen an wenigem genügen lassen, sondern damit wir uns mit wenigem zu begnügen vermögen, wenn wir nicht viel haben.
Epikureer strebten nach der Vermeidung von Schmerz. Lust war das höchste Gut, die über ein bescheidenes Leben erreicht werden sollte.
Was brauche ich nicht für ein zufriedenes Leben
Die gestellten Fragen lassen sich einfacher durch die Umformulierung der Oberfrage beantworten.
Für Schnellleser in Listenform:
- Das neueste Smartphone
- Einen Fernseher
- Ein Auto
- Viele neue, „fancy“, Produkte
- Exotische Nahrungsmittel aus Land X
- neue Einrichtungsgegenstände/Möbel
Erkennt ihr ein Muster?
Im Grunde benötige ich keine Lifestyle-Produkte die mir durch Werbung versprechen mein Leben zu verbessern.
Jetzt ein Geheimnis: Ich habe ein Auto. Warum steht es dann in der Liste? Für mich sind Autos eine Qual. Sie verschlingen einiges an $$$ und werfen am Ende ihrer bewegten Tage weniger Geld als vorher ab.
Warum hast du jetzt noch ein Auto, wenn du so darüber denkst?
Ich wohne in einer ländlichen Gegend und kann daher noch nicht darauf verzichten. Ein Umzug ist allerdings schon geplant. Dann kommt auch mein PKW weg.
Allgemein ein großer Punkt sind neue Einrichtungsgegenstände. Ist dieser neue, lederne Geruch nicht wunderbar? Klar. Aber die Stimulierung meines Geruchssinnes ist mir leider keine 5.000€ wert. Da reicht eine gebrauche Couch auch. Damit will ich natürlich niemanden angreifen der einen Fable für solche Konsumgüter hat. Meine Welt ist es nicht.
Mehr vom Leben oder ein Meer von Gütern?
Eine weitere Frage hat „Ex-Studentin“ gestellt: „Ist es euch wichtig, “mehr” vom Leben zu haben als nur das Nötigste?“
Ja, ich will mehr vom Leben haben. Ich will Licht und Schatten kennenlernen und am Sterbebett nicht meinen verflossenen Chancen nachtrauern. (Sehr dramatisch, ich weiß)
Will ich ein Meer von Gütern?
Nein. Mir reicht das Nötigste. Ich will nicht Güter kaufen, die zwei Tage später nicht mehr beachtet werden und zwei Monate darauf im Mülleimer landen oder sogar längere Zeit irgendwo herumliegen.
„Mein Haus brennt“ und „Zur Veränderung des Lebensstils“
Sehr interessant fand ich die folgenden Anregungen:
- Euer Haus/eure Wohnung ist einem Brand zum Opfer gefallen. Die Versicherung zahlt den Schaden. Welchen Dingen würdet ihr nachtrauern und welche Dinge würdet ihr euch als erstes neu beschaffen? Wann würden welche anderen Dinge folgen?
- Welche Erlebnisse haben euch vielleicht schon dazu gebracht, euren Lebensstil zu überdenken?
Was sagte Edison zu Nr. 1, als seine Werkstatt abbrannte?
„So ein Unglück ist schon etwas Großartiges! All unsere Fehler und Irrtümer gehen dabei in Flammen auf, und wir sind in der glücklichen Lage, noch einmal ganz von vorne beginnen zu können.“
Es ist schwer und unglaublich gewagt zu sagen, ob ich ähnlich reagieren könnte. In meiner Wohnung befinden sich momentan wenige wichtige Dinge. Materielles ist ersetzbar (bis auf Daten), persönliche Erinnerungen (im jur. Sinne „Gebrauchswerte“) nicht (Aber auch hier ist die Frage: Welche Erinnerungen? Habe ich sie erlebt?). Es macht natürlich einen Unterschied ob die Werkstatt oder deine Wohnung abfackelt. Was ich mir zuerst neu beschaffen würde? Es klingt komisch, aber wahrscheinlich meinen Laptop, denn ohne geht heute gar nichts mehr.
Zu Nummer 2. Welche Erlebnisse änderten meinen Lebensstil?
- Bücher
- Diskussionen und Offenheit
- Gevatter Tod
Bücher zur Persönlichkeitsentwicklung haben mich extrem geprägt. Speziell durch „Die Gesetze der Gewinner„*, entwickelte ich mich in eine positive Richtung. Diskussionen und Offenheit für neue Gedanken gehören ebenso zu wichtigen Faktoren. Dadurch kann über eigene Überzeugungen reflektiert werden. Der letzte Punkt ist traurig, aber wahr. Wenn Menschen sterben erkennst du richtige und falsche, wesentliche und unwesentliche Dinge in deinem Leben.
Fazit
Diese Blogparade gab mir die Möglichkeit, Werte und Ansichten anderer Menschen kennen zu lernen (durch die bisherigen Beiträge) und ich freue mich auf den Abschlussartikel von der „Ex-Studentin“. Es ist immer wieder interessant welche Freuden und Annehmlichkeiten des Lebens für das Umfeld wichtig sind. Diese sind zu respektieren und offen anzunehmen. Eines haben wir Menschen wahrscheinlich alle gemeinsam:
Wir wollen, dass es uns „gut“ geht. Nur wird „gut“ unterschiedlich definiert.