Fast immer wenn in meinem Umfeld über Geld und speziell über Investitionsmöglichkeiten an der Börse gesprochen wird, fällt dieser eine Satz:
„Aber das ist doch extrem risikoreich.“
Man darf natürlich nicht verschweigen, dass die Börse kein Spielplatz für extreme Experimente ist, aber zu welchem Zeitpunkt ist eine Investition eigentlich überhaupt risikolos? Mit diesem einen Satz wird suggeriert oder davon ausgegangen, es gäbe eine sichere, risikolose Anlagemöglichkeit. Oft spielt natürlich die Angst mit, all sein Geld zu verlieren. Noch öfter ist aber oft das Hollywoodbild (oder Zeitungsbild?) des ungestümen, erfolgreichen Investors eingebrannt, der durch seine Investitionen in den Privatkonkurs schlittert.
In diesem Beitrag will ich folgende Fragen beantworten:
- Warum du risikobereiter bist als du denkst
- Warum alles ein Risiko ist
- Warum sich Risiko abfedern lässt
- Warum du dich in die Welt der Finanzen wagen solltest
Warum du risikobereiter bist als du denkst
Zuerst möchte ich dich beglückwünschen. Warum? Du bist vielleicht heute (und wenn nicht heute, dann sicher im Laufe deines Lebens) schon außer Haus gegangen, Auto gefahren, hast in der Schule/Uni/sonst wo geschummelt oder 100€ auf dein Sparbuch überwiesen.
Alle diese Tätigkeiten setzen eine gewisse Risikobereitschaft voraus. Wenn du außer Haus gehst, triffst du auf andere Menschen. Wer sagt dir, dass nicht einer davon plötzlich ausrastet? Im Straßenverkehr ist die Risikobereitschaft ab offensichtlichsten. Man nimmt in kauf, einen Unfall erleiden zu können. In der Uni könntest du durch dein Verhalten nicht durch den Kurs kommen und bei deiner Investition von 100€ auf dein Sparbuch bist du auch ein Risiko eingegangen, das sehr unscheinbar, aber vorhanden ist. Denn eine Einzahlung ist nichts anderes als ein Kredit, für den du Zinsen bekommst. Wer sagt dir, dass die Bank nicht pleite geht? Außerdem: Gibt es bei einer anderen Bank einen höheren Zinssatz?
Was will ich dir damit sagen?
Schlussendlich ist fast alles was wir in unserem Leben tun mit einem gewissen Risiko verbunden. Was wäre, wenn wir diese bewussten Risiken nicht mehr eingehen würden? Wahrscheinlich ein Stillstand, der schlussendlich zur Vereinsamung und psychischen Depression führt. Was kannst du wirklich ohne Risiko erreichen?
Warum die Börse ein Risikoraum ist, den du betreten solltest
Wie anfangs schon erwähnt ist die Börse keinesfalls, und wie aufgezeigt auch andere Dinge, nicht risikolos. Es ist allerdings eine Chance die man nutzen sollte. Noch einmal zur Verdeutlichung: Wenn du einen Fitnesskurs belegst hast du die Chance dein physisches Auftreten zu verbessern. Es ist aber auch ein Risiko. Wer garantiert dir einen tollen Körper oder den Schutz vor einer Sportverletzung?
Aber gehen wir weg von den tollen Metaphern und ziehen den Vergleich zum Sparbuch. Momentan erhältst du als Sparer bei meiner Hausbank 0,150% Zinsen, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Mager, oder? Dafür relativ risikoarm! Bei einer Geldanlage von 5.000€ erhältst du mit monatlichen Zinsterminen (vor Steuer) 7,56€ zurück.
Was ist aber, wenn du dein Geld an der Börse anlegst? Mit einem World ETF könntest du dir beispielsweise ca. 33 Anteile kaufen und hättest 5.000€ angelegt (ausgenommen Gebühren). Jetzt hast du die Möglichkeit
- von Kurssteigerungen zu profitieren
- und Ausschüttungen (ungenau aber zum Vergleich: Zinsen) zu erhalten
Was ist mit dem Risiko? Es ist risikoreicher als eine Sparbucheinlage, allerdings minimierst du auch hier das Risiko, denn ein World ETF hält Unternehmen von verschiedenen WELTstandorten. Geht dem einen Unternehmen wirtschaftlich schlecht, kann es dem anderen trotzdem besser gehen. Es findet theoretisch ein Ausgleich statt, auch Diversifikation genannt. Die Finanzwelt ist für die meisten Privatanleger nicht ein Hollywoodtrip wie in Filmen, sondern ein rationales, langfristiges Instrument zum Vermögensaufbau.
Jetzt haben wir natürlich ein Problem. Du weißt beim Sparbuch besser, aber auch nicht endgültig, wie sich deine Finanzen zukünftig entwickeln. Bei Fonds/Wertpapiere ist das anders, weil es in einer globalisierten Welt viele Abhängigkeiten voneinander gibt, und auch Ökonomen die Wirtschaftsentwicklung – wie schon oft gesehen – nicht vorhersagen können. Mit der richtigen Strategie kann aber auch hier dem Risiko ein Riegel vorgeschoben werden.
Die Finanzwelt ist für die meisten Privatanleger nicht ein Hollywoodtrip wie in Filmen, sondern ein rationales, langfristiges Instrument zum Vermögensaufbau.
Zum Vergleich des Risikos eine grafische Darstellung. Grundsatz: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko.
Fazit
Und hier schließt sich auch der Kreis des Risikos. Du kannst altbewährtes Belassen oder dich monetär umorientieren. Vielleicht in eine Richtung, die deine Risikobereitschaft etwas mehr beansprucht, als ein Warten auf bessere Zeiten. Aber wie ich dir versucht habe aufzuzeigen, bist du im Grunde schon für viele Risiken bereit, und zwar weitaus höhere als bei der Geldanlage. Die Investition selbst ist natürlich eine andere Art des Risikos, deshalb sollte auch nur der Teil angelegt werden, der momentan nicht benötigt wird. Schlussendlich ist es ist wie mit den vielen Entscheidungen im Leben: Wenn du nie aus dir rausgehst, wirst du auch nie etwas erreichen.