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Liebe Natascha, ich finde deinen Blog superspannend, aber mit deinem neuen Artikel „Du verdienst, was du verdienst.“ gehe ich zum großen Teil nicht d’accord. Dafür gibt es viele Gründe. Ein paar will ich in diesem Beitrag vorstellen. Dazu gehen wir den Artikel systematisch durch.

Über die Welt & Fairness

Ich habe mich über den Artikel nicht aufgeregt oder empört, sondern eher gewundert. Warum? Fangen wir an.

Du verdienst, was du verdienst. Was ist damit gemeint? Damit ist gemeint, dass du aktuell genau so viel Geld hast, wie du der Welt an Nutzen stiftest. Du frittierst Pommes bei McDonalds? Dann ist dein Nutzen für die Welt relativ gering. Daher verdienst du vergleichsweise wenig. Du hast Jahre lang an einer Technologie gearbeitet, die unsere komplette Welt verändert und mir ermöglicht diesen Blogartikel zu tippen? Dann ist dein Nutzen für die Welt enorm und du besitzt ein Nettovermögen von 85 Milliarden US-Dollar. Und heißt Bill Gates.

Das erinnert im ersten Moment an puren Utilitarismus. Bei der dabei gestellten Frage: „Ein Flugzeug mit 200 Passagieren rast auf einen Turm mit 500 Menschen zu, die alle sterben würden. Würdest du das Flugzeug abschießen?“, müsste MadameMoneypenny nach ihrer Argumentation ganz klar mit ja antworten.

Der McDonalds-Vergleich ist fragwürdig. Was bedeutet „Nutzen“? Utilitarismus ist ein fernbleiben von Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit. Aber lassen wir das beiseite. Was ist mit der Krankenschwester im Krankenhaus, die regelmäßig deinen körperlichen Zustand checkt, nur das du nicht verreckst? Nach der Nutzengleichung müsste sie sehr viel verdienen, oder?

Das Technologie-Argument scheint da plausibler. Bei Innovationen muss aber differenziert werden. Bill Gates arbeitete an einer Basisinnovation. Das heißt aber trotzdem nicht, dass Menschen damit automatisch enorm erfolgreich (was immer das bedeutet) werden.

„Warum verdiene ich nicht so viel Geld? Die Welt ist so unfair,“ sagen die Menschen, wenn sie jemanden sehen, der viel mehr Geld besitzt als sie selbst.“

Sagen das wirklich „die“ Menschen? Ich frage mich eher, warum jemand so viel Geld verdient und wie. Aber klar, es gibt Menschen, die so denken, wie du schreibst. Verallgemeinern würde ich das nicht.

„Gegenfrage: Warum sollte jemand, der Pommes frittiert gleich viel Geld verdienen, wie jemand dessen Unternehmen die Welt verändert hat? Wäre das wirklich fairer?“

Das erinnert mich sehr stark an Adam Smith, der sinngemäß geschrieben hat, dass Unternehmer immer nur über Steuern und Lohnzahlungen schimpfen, aber ganz schnell leise werden, wenn es um die eigenen Gewinne geht. Führen wir den Gedanken weiter: Ein Unternehmer verdient sehr viel Geld mit Produkt X. Wie aber schafft er es überhaupt, sein Produkt/sein Nutzenversprechen weltweit unter die Leute zu bringen? Mit Mitarbeiter. Jetzt könnte man behaupten, dass damit der individuelle Nutzen an Relevanz verliert. Denn stiften die Verkäufer, Büroangestellten und Juristen wirklich weniger Nutzen? „Aber…, aber…, Leistung muss sich doch für Unternehmer lohnen!“ Natürlich, das sehe ich ein. Nur zur weiteren Überlegung: Welche Leistung steht in einer imaginären Wertschöpfungskette wo und wie oft wird sie von wem wiederholt?

„Ich sage nicht, dass die Welt fair ist. Es gibt Berufe, die heillos unterbezahlt sind und nicht alle Menschen haben die gleichen Chancen in allen Bereichen. Aber das bringt dich ja nicht weiter.“

Hier finden wir einen Widerspruch zur vorherigen Argumentation. Wie kann es sein, dass es in einer nutzenorientierten und –vergüteten Welt unterbezahlte Berufe gibt?

Der Glaube an den selbst herbeigeführten Zufall

„Wenn wir akzeptieren, dass es diesen Zusammenhang zwischen Aktion und Reaktion gibt und verstehen, dass wir Resultate beeinflussen können, gibt uns das die Möglichkeit zu erreichen, was wir erreichen möchten.“

Plausibel. Verändern kann ein Mensch etwas, wenn er aktiv ist. Nach dem Satz wird auf das Beispiel „Ernährung“ zurückgegriffen. Das leuchtet im ersten Moment ein. Dann aber folgt dieser Abschnitt:

Zum Glück gibt es in dieser Hinsicht keine Zufälle. Wir können unser Leben, unser Gewicht, unser soziales Umfeld, unsere Finanzen und unser Glück beeinflussen. Tun wir ja auch. Jemand landet nicht durch Zufall bei McDonalds an der Fritteuse und er wird auch nicht dazu gezwungen. Er hat selbst entschieden, dort zu sein.

Es gibt einen Unterschied zwischen Ernährung und Finanzen, soziales Umfeld und Glück. Bei der Ernährung sind wir komplett selbstbestimmt, bei unseren Finanzen zum Teil, beim sozialen Umfeld schon wesentlich weniger, weil es eine direkte Gegenseite gibt. Bei Glück möchte ich gar nicht weiter diskutieren. Wer glaubt, „Glück“ beeinflussen zu können, glaubt nicht ans „Glück“, sondern an eine rationale Nutzenvorstellung. In diesem Sinne passt das ja zu dem, was Natascha bisher geschrieben hat.

Die McDonalds-Fritteusen-Argumentation ist wieder holprig. Das erinnert an die Argumentation der freiwilligen Arbeitslosigkeit. Jemand ist nur arbeitslos, weil er eine zu hohe Gehaltsforderung hat und diese nicht dem individuellen Nutzen entspricht. Tja, nur blöd, dass es auch wieder eine „reactio“ in Form von unsicheren Konjunkturerwartungen gibt und Unternehmer darauf mit Zurückhaltung reagieren. (Wow, das erinnert mich gerade sehr an meine Makroökonomie-Vorlesung 😉

Insgesamt wirkt die Darstellung wie ein Hinweis auf das animal laborans. Allerdings mit der zusätzlichen, spätmodernen Komponente der Aktivgesellschaft.

Abschließend wird im Artikel noch auf J-Lo und McDonalds hingewiesen. Die eine singt sicher nicht gut, verdient aber trotzdem mehr als eine Opernsängerin. McDonalds hat sicher nicht die besten Burger, verkauft aber trotzdem tausende mehr als der bessere, kleine Burgerladen. Da bleibt nur mehr eins zu sagen: Wie war das noch einmal mit dem Nutzen?

Man könnte jetzt den ökonomischen, weltumspannenden Nutzen als Gegenargument bringen. Dem werfe ich den gesundheitlichen Nutzen entgegen.  Und wieder: Welcher Nutzen? Nur, wenn man utilitaristisch unterwegs ist, kann der sachlich-funktionale Nutzen gelten. Schnell ist man bei der Markenanalyse die Nutzen und Eigenschaften verbindet. Dann bleibt objektiv  nur mehr die Verfügbarkeit, die im Marktgeschehen wenig wert hat.

Was ist der wahre Nutzen von McDonalds? Das beantwortet uns einer der Gründer:

Eigentlich sind wir ja ein Immobilien-Unternehmen. Der einzige Grund, warum wir Hamburger verkaufen, ist die Tatsache, dass diese am meisten Gewinn abwerfen, von dem unsere Restaurantbesitzer uns Miete zahlen können.

Jetzt sind wir plötzlich beim inneren Nutzen, der scheinbar keinen (engen) äußeren Nutzen verspricht.

homo ideologia

Wie auch Natascha in ihrem Beitrag erwähnt, will ich mit diesem Kommentar nicht persönlich angreifen, sondern lediglich auf die – meiner Meinung nach – widersprüchliche und teilweise oberflächliche Argumentation hinweisen. Ich habe keinesfalls die Weisheit gepachtet und bin frei von Denkfehlern. Argumentation ist schließlich auch immer etwas Subjektives. Offenheit für Diskussionen ist dabei das Wichtigste.

Ich finde es spannend, über solche Themen zu diskutieren, vor allem, weil die Nutzentheorie ein Kernthema der Wirtschaftstheorie, aber wie alle Hypothesengebäude (Stichwort: Arbeitswertlehre) nicht die ultimative Wahrheit ist.

Natascha greift metaphysisch aber etwas auf, was definitiv richtig ist: Übernimm Eigenverantwortung.

 

 

€: Scheinbar gibt es auf meiner Website einen Codekonflikt. Bitte schreibt mir, wenn ihr in letzter Zeit oder heute eine Fehlermeldung hattet. Danke! An eine Lösung arbeite ich gerade.

 

 

 

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