Letzte Woche ist so einiges passiert…
Ein Unternehmen ist ins offene Messer gelaufen und hat eine Mietstundung mit sinnvollem Krisenmanagement verwechselt.
Ich bestellte 30 Pflanzen für meine Wohnung. Wenn schon der Gesamtwert meines Depots nicht grün werden will, dann wenigstens alle Räume in den eigenen vier Wänden.
Wie steht es? Wie sieht es aus mit meinen Investitionen? Noch immer so selbstsicher wie im letzten Beitrag? Und was können wir von einem Turnschuh-Bekleidungs-Accessoires-Konzern bezüglich Mietzahlungen lernen?
Was sich bei meinem Anlageverhalten ändert…
Naja…kurz und knapp…eigentlich nichts. Ein paar Fakten zu ein paar meiner Investitionen:
- Mein Depotwert schwankt momentan ungefähr zwischen – 5 % und + 5 %
- Mein Sparplan läuft wie gewohnt weiter
- Mein aktuell bester Wert ist momentan Microsoft
- Mein schlechtester ETF ist momentan der iShares STOXX Select Dividend 30
- Bondora läuft weiter
Wie sieht es psychologisch aus?
- rational. Bisher schocken mich die Rückgänge nicht. Am Ende des Tages bleibt es ein einfacher Tausch: Geld -> Risiko -> Rendite.
- Ich bin gespannt, was jetzt in den USA passiert und welche Auswirkungen das auf den Markt hat.
- Mein Depot rufe ich etwa 2-3x in der Woche auf.
- Was mir aufs Gemüt schlägt: Ich komme momentan einfach nicht dazu, meine Daten in Portfolio Performance einzutragen.
Und sonst so?
Unsere Regierung in Österreich reagiert meiner Meinung nach sehr gut auf diese Pandemie. Schrittweise sind die richtigen Maßnahmen umgesetzt worden.
Die Infektionen flachen langsam ab. Ich habe das Gefühl, in Deutschland kopiert man die Maßnahmen unserer Regierung – juhu, endlich mal Meinungsführer ;).
Unsere Vertreter strahlen Ruhe und Kompetenz aus, genauso soll es sein. Da und dort sickern ein paar Unstimmigkeiten durch, aber diese sind so gering, das es kaum auffällt.
Was war noch spannend? Aja, da war ja noch irgendetwas mit Mietzahlungen…
Adidas: Wenn Konzerne öffentlich ins Mietmesser laufen
Um 133 v. Christus machte der Spruch in Rom die Runde, dass ein Statthalter aus seiner Provinz ein dreifaches Vermögen herausquetschen musste:
Das erste, um seine Schulden für die Bestechungsgelder für seine Wahl zu bezahlen, das zweite, um seine Anwaltskosten für den Prozess wegen Amtsmissbrauchs zu bestreiten und das dritte, um im Alter abgesichert zu sein.
Auch Adidas wollte scheinbar einen Weg finden, um ihre Vermögenssituation zu verbessern.
Was ist passiert?
Einige Konzerne, darunter auch Adidas, haben angekündigt, Mieten auszusetzen. Das funktioniert, weil ein gesetzliches Schlupfloch ausgenutzt wird, welches weniger solventen Mietern zugutekommen soll.
Nach einem öffentlichen Aufschrei ist Adidas eingeknickt. Menschen waren regelrecht entsetzt, Kunden enttäuscht und Adidas muss sich die Frage gefallen lassen, ob all die schönen sportlichen Werte nichts als große Dampfplauderei sind.
Vielleicht ist die Führungsriege aber einfach nur dem einprägsam-einfachen Slogan „(Fuck it) Just do it“ nachgegangen.
Die Aussage, dass es dem Unternehmen nicht darum geht, die Miete für April auszusetzen, sondern lediglich zu Stunden, ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Hier hat man nicht verstanden, wie (Krisen) Kommunikation funktioniert.
Für mich ist dieser Vorfall spannend, weil es einen Einblick in die Firmenstruktur gibt. Ich stelle mir die Vorgehensweise so vor: Rechts- und Finanzabteilung sahen eine Möglichkeit, Kosten zu sparen.
Soweit so legitim.
Rein ökonomisch macht das ja auch Sinn. Wir als Anleger liebäugeln auch mit Sparaktionen. Der Unterschied zwischen Privatanlegern und Unternehmen ist allerdings die Öffentlichkeit.
Und genau diese Anspruchsgruppe haben Entscheider hier vergessen.
Wie sich das auswirkt? Boykott. Nachhaltiger Imageschaden. Vertrauensverlust.
Und wie wir wissen, ist ein Vertrauensverlust nicht nur für fancy Schuhverkäufe schlecht, sondern auch einer der schlimmsten Dinge für Investoren.
Die Frage ist, was wir daraus lernen können. Wenn wir beruflich vor einer solchen Entscheidung stehen, was müssen wir beachten?
Um noch einmal auf die guten alten Römer zurückzukommen:
Damals integrierten die schlauen Römer unabhängig Stadtstaaten. Im Grunde wurden von Rom die Interessen der einzelnen Akteure / Stadtstaaten abgewogen und zu Roms Gunsten gesteuert. Das war ein wesentliches Element für Roms Aufstieg. Langfristige Stabilität und Wachstum wird also erreicht, wenn alle Anspruchsgruppen miteinbezogen werden.
In einem Unternehmen hilft das auf lange Sicht auch den Shareholdern: Sind die verschiedenen internen und externen Akteure zufrieden, kann das Unternehmen stabil und vor allem mit Rückhalt wachsen.
Eine einfache Methode, um nicht in die Adidasfalle zu laufen ist, eine Stakeholder-Map anzulegen. In so einem Diagramm trägst du die Macht und Interessen der einzelnen Anspruchsgruppen ein.
So erhältst du schnell ein ganzheitliches Bild, welche Personen oder Gruppen eingebunden sind und kannst abschätzen, was du benötigst, um gerade nicht einen nachhaltigen Imageschaden herbeizuführen.
Hätte Adidas ihre Stundung (oder tatsächliche Aussetzung) den Stakeholdern von vornherein ordentlich kommuniziert, wäre der Schaden für die Marke halb so schlimm oder gar nicht erst entstanden.
Fazit
Anleger? Weitermachen. Beruflich? Falls ihr in eurem Unternehmen vorhabt Mieten zu stunden…lauft nicht in die Adidasfalle und macht‘ ne Stakeholdermap. 😉