Nachhaltige Produkte sind schon lange im Trend, oder?
„Ja“, schreit uns da eine Analyse aus dem Jahr 2017 entgegen. Einige grüne Produkte sind mit Marktanteilen von 50 % in der Mitte des Wettbewerbs angekommen. Aber was ist „grün“? Zur Orientierung dienen Öko-Labels, die uns beispielsweise beim Melonenkauf sagen, ob die Frucht wirklich fair und nachhaltig produziert wurde.
Aber ist das schon ausreichend, um nachhaltig zu sein? Reichen die höheren Verkaufszahlen von nachhaltigen Produkten und Labels dafür aus? Ich weiß was du denkst: Nein. Denn die Umweltbelastungen sinken nicht unbedingt: Unsere Melone muss schließlich vom brasilianischen Feld zum heimischen Supermarkt kommen. Außerdem können wir uns bei den Labels fragen, welche Bewertungskriterien angewandt werden.
Nachhaltigkeit ist nice und so…aber, wenn es bei unseren Produkten schon einiges zu beachten gilt, wie ist das dann erst mit nachhaltigen Aktien? Orientieren wir uns an der oben erwähnten Analyse und stellen die drei gleichen Fragen – nur für die Geldanlage:
- Wie weit sind wir bei der nachhaltigen Geldanlage?
- Gibt es ein „Label“ für Aktien?
- Und wie „grün“ sind nachhaltige Aktien?
Für alle die wenig Zeit haben: Eine Zusammenfassung findest du am Ende des Artikels. (tl;dr)
Inhalt
Nachhaltige Aktien: Am Marktplatz der Investoren angekommen?
Für einen Überblick sehen wir uns einige langfristige Entwicklungen zur Nachhaltigkeit an, die auf einer Befragung von 86 Institutionen in Österreich, Deutschland und Schweiz basieren.
Von 2005 bis 2017 ist das Volumen von „grünen“ Investmentfonds um 1.250 % gestiegen. Trend ahoi! Wie sieht das in der Asset Allocation bei nachhaltigen Aktien aus? Im Vergleich zum Vorjahr steigerte sich in Deutschland der Anteil von Aktien von 34 % auf 62 %. In Österreich kam es zu keiner bedeutsamen Veränderung – die Asset Allocation bei nachhaltigen Einzelaktien lag im Mittel bei 73,5 %.
Das sagt uns jetzt aber noch nichts über den einzelnen Investor. Juhu, auch dazu gibt es Infos. In Deutschland stammten 8,5 % der Geldanlagen von privaten Investoren. Die durchschnittliche Wachstumsrate beträgt von 2012 bis 2017 3 %. Institutionelle Anleger kommen auf eine Rate von 32 % sind für das Wachstum im nachhaltigen Markt verantwortlich.
Erinnern wir uns an unsere Frage: Sind nachhaltige Aktien bzw. die nachhaltige Geldanlage am Marktplatz der Investoren angekommen?
Der Überblick zeigt zumindest grundlegend, dass die Nachfrage nach grünen Geldanlagen extrem gewachsen ist. Vor allem institutionelle Investoren sind für das Wachstum verantwortlich. Aber auch der Privatinvestor versteckt sich nicht und setzt vermehrt auf nachhaltige Aktien. Die Geldanlage hat sich quasi von einem einzelnen Händler zu einem großen Marktplatz entwickelt.
Die Labels der nachhaltigen Investments
Jetzt stellt sich uns natürlich sofort die Frage: „Wie werden nachhaltige Aktien, Fonds und andere Geldanlagen bewertet? Was gibt es für Labels und Kriterien?“
Zuerst die schlechte Nachricht: Die Kriterien unterscheiden sich sehr stark. Auf Produktebene, beispielsweise bei einem Aktienfond, sind aber oft „ESG-Kriterien“ am Start.
ESG steht für
- Environmental
- Social
- Governance
Man achtet bei „Environmental“ beispielsweise auf den Umgang mit Rohstoffen, geringe Emissionen und ob Klimawandel-Strategien vorhanden sind. „Social“ bedeutet, Arbeitsrechte einzuhalten, angemessen zu Entlohnen sowie auf den Arbeitsschutz besonders zu achten. Und „Governance“? Hier fallen Maßnahmen gegen Korruption und Nachhaltigkeitsziele hinein.
Jetzt könnten wir jubelnd aufspringen und meinen, dass das doch toll ist. Einfach nach dem ESG-Label die Aktienfonds sortieren. Der UBS World Social Responsibility wäre ein Fond, der sich an ESG-Kriterien orientiert. Welche Branchen finden wir im Fond? Öl, Gas und Chemie. Ja, die Unternehmen erfüllen vielleicht die Kriterien „Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung“ gut, dennoch könnten explizit nach nachhaltigen Investments suchende Anleger auf den Mund fallen, weil Unternehmen enthalten sind, die sie eigentlich ausgeschlossen haben.
Bei nachhaltigen Fonds unbedingt die Dokumente durchlesen. Wir sprechen aber immer von Fonds, wie ist das bei nachhaltigen Aktien? Hier könnt ihr das Unternehmen selbst bewerten – beispielsweise nach denselben Kriterien.
Gibt es dennoch ein Rating relativ grüne Aktien? Speziell der Natur-Aktien-Index ist eine Hilfe. Er umfasst 30 Unternehmen, ausgewählt nach verschiedenen Kriterien. Mit dabei sind momentan (17. Januar 2018) folgende Unternehmen.
Nachhaltige Aktien Liste von NAI
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Wir halten fest: Nachhaltige Investments sind toll, aber wir sollten speziell bei Fonds genau hinsehen, was enthalten ist. Aktien können wir glücklicherweise direkt nach unseren eigenen Kriterien bewerten – genauso wie bei der Auswahl von Aktien mit einer monatlichen Dividende, wenn wir beispielsweise die Payout-Ratio ansehen und einordnen.
Wichtig: Bevor du an der Börse in nachhaltige Aktien investieren kannst, benötigst du ein Depot.
Wie grün sind nachhaltige Aktien?
Mit dem Abschnitt zuvor haben wir schon einen Teil der Frage beantwortet. Aktien sind so grün und nachhaltig, wie es unsere subjektive, aber auch die Bewertung von Institutionen ist. Was heißt das? Bei einem ETF müssen wir nachsehen, ob die Kriterien für uns passen. Aktien bewerten wir selbst – intern und extern. Wenn wir „alles“ über das Unternehmen wissen wollen, kann das aber sehr lange dauern, dass sollte dir bewusst sein.
Eine bessere Strategie ist, Branchen oder Produkte von vornherein auszuschließen. Beispielsweise könntest du Tabak, Rüstung und Chemie für dich ausschließen und dann gezielter recherchieren.
Nachhaltig Investieren ist möglich, aufpassen musst du trotzdem
Die Geldanlage in nachhaltige Aktien ist so zu sagen im Mainstream angekommen. Es gibt die Produkte, und es gibt Kriterien zur Bewertung der Nachhaltigkeit. Aber Achtung – Speziell bei Aktienfonds solltest du dir das Factsheet genauer ansehen. Bei der Suche nach nachhaltigen Aktien kannst du selbst überprüfen, ob du das Unternehmen für nachhaltig genug hältst. Der Natur-Aktien-Index bietet eine schnelle Orientierung, um solche Investitionsmöglichkeiten zu finden.
tl;dr – Zusammenfassung
Wir stellen uns drei Fragen:
- Wie weit sind wir bei der nachhaltigen Geldanlage?
- Gibt es ein „Label“ für Aktien?
- Und wie „grün“ sind nachhaltige Aktien?
Zu 1: Es gibt zahlreiche Anleger, die bereits in nachhaltige Aktien investieren. Vor allem institutionelle Investoren sind für den Wachstum in dem Bereich verantwortlich.
Zu 2: Es gibt leider immer unterschiedliche Kriterien. Angewandt werden aber oft die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Damit haben wir wie auf Konsumprodukten eine Art Label für Nachhaltigkeit in der Geldanlage. Allerdings bedeutet das nicht, dass du ein absolut nachhaltiges Investment tätigst, wenn du dich daran orientierst. Sieh bei Fonds auf jeden Fall in das Factsheet. Aktien kannst du selbst auf Nachhaltigkeit bewerten – einen Überblick mit Kriterien gibt beispielsweise der Natur-Aktien-Index.
Zu 3: So grün wie deine Bewertung ist. Was heißt das? Bei einem ETF müssen wir nachsehen, ob die Kriterien für uns passen. Aktien bewerten wir selbst – aber das kann dauern. Du kannst deshalb Branchen und Produkte von vornherein ausschließen, um schnelle Entscheidungen zu Geldanlagen machen zu können.
Update: Du suchst Aktien zum Thema „Erneuerbare Energien“?
In Gesprächen über Nachhaltigkeit fällt mir immer wieder eines auf: Auch Privatanleger wollen „grün“ investieren und interessieren sich vor allem für erneuerbare Energien.
Nachhaltigkeit ist definitiv im Trend. Das ist toll! Vor allem die erneuerbaren Energien spielen in Gesprächen immer wieder eine Rolle. In meinem Artikel darüber zeige ich dir, welche Aktien in diesem Bereich es gibt. Zusätzlich erhältst du eine Excel-Liste, in der die einzelnen Wertpapiere aufgelistet sind. Schau rein!