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Notgroschen: wie hoch soll er sein? (+Vorlage)

Der Notgroschen ist gerade zu Beginn ein Thema, auf das wir unweigerlich stoßen, wenn wir uns mit den persönlichen Finanzen beschäftigen. Dabei ist immer die Frage: Wie hoch soll er denn sein? Wie viele Monatsgehälter an Rücklagen solltest du haben? Ist ein Notgroschen überhaupt notwendig? Wenn ja, wie soll er denn angelegt werden? Ich habe mir angesehen, was andere dazu schreiben und gebe meinen Senf dazu.

Zusätzlich findest du am Ende der Seite eine Vorlage zur Berechnung deines Notgroschens.

Du hast gerade wenig Zeit für den ganzen Artikel? Am Ende findest du eine Zusammenfassung (TL;DR).

Inhalt

Notgroschen: Wie hoch soll er sein?

Ich habe recherchiert und aufgeschrieben, welche Meinung im WWW vertreten wird. Dabei  ist die Tabelle unten rausgekommen. Die Höhe des Notgroschens spiegelt auch die “Empfehlungen” wieder und nicht nur die tatsächlich angegebene Höhe der einzelnen Personen; Hier bin ich davon ausgegangen, dass jemand, der zb. 3 Monatsgehälter empfiehlt auch 3 Monatsgehälter für den Notgroschen spart. Die Tabelle ist ungeordnet und nur als Auflistung zu sehen, welche Aussagen ich zum Notgroschen gefunden habe.

 

Höhe des Notgroschens
1.000€
Keinen Notgroschen
2-5 Gehälter
3 Gehälter
3 Gehälter
3 Gehälter
3-6 Gehälter
6 Gehälter
individuell
Orientierung an Ausgaben
persönlichen Situation
Worst Case Szenario
8 Gehälter
1 Gehalt
6 Monatsausgaben
2 Gehälter
individuell
persönliche Situation
4 Gehälter

 

Was erkennen wir?

  1. Die Höhe des Notgroschens ist individuell
  2. 3 und 3-6 Gehälter sind so etwas wie die Standardangabe

Übrigens: Wenn du wissen willst, wie dich Diagramme belügen können, kannst du das in meinem Beitrag: „Warum du Diagrammen nicht einfach vertrauen solltest“ nachlesen.

Spannend fand ich, dass oft eine konkrete Empfehlung abgegeben wurde und weniger auf die individuelle Situation hingewiesen wurde (Ich glaube, ich habe das auch irgendwo geschrieben; die Idee dahinter gefällt mir am Anfang der “Sparkarriere”, weil hier vielleicht noch gar nicht klar ist, wie hoch die Ausgaben pro Monat sind).

>Die Orientierung an den Monatsausgaben war bei dieser Recherche nicht oft vertreten – dabei sind doch genau die Monatsausgaben eher das Ausschlaggebende. Die persönliche Situation wird auch ein paar mal erwähnt – das kann vieles bedeuten. Sind es wieder die monatlichen Ausgaben, die wirtschaftliche Situation oder was anderes? Und dann gibt es da noch das Worst-Case-Szenario. Auch ein spannender Zugang.

Sehen wir uns die Angaben genauer an.

3 Monatsgehälter an Notgroschen?

Sehr beliebt ist die Angabe von Netto-Monatsgehältern. Das ist easy, aber sehr grob. Denn, wenn Hansi 1.400 € auf die Seite legen kann und Susi 2.400 €, aber Hansi 1.200€ an Ausgaben hat, ist das zeitlich suboptimal. Bei 3 Monatsgehältern wären das ein Spielraum von 3.000 € für einen Monat, aber nur 600 € auf drei Monate. Käme noch eine unvorhergesehen Zahlung ins Haus, dann wirds schon knapp. Es kommt also darauf an, welche Situation eintritt. Ist es eine Arbeitslosigkeit, eine kleinere aber notwendige Behandlung beim Wahlarzt oder ein Unfall?

Der Notgroschen für alle Fälle

Der Notgroschen für alle Fälle

Das gegenwärtig zu wissen ist schwierig, weil wir nicht in die Zukunft sehen können…aber zumindest Prognosen sind möglich. Darauf kommen wir noch einmal zurück.

Ist die Empfehlung “Monatsgehalt” deshalb sinnvoll? Ich glaube, dass es gerade zu Beginn ein einfacher Richtwert ist, um ein Ziel zu haben. Jemand, der schon einen guten Überblick über seine Finanzen hat, sollte den Betrag eher mit den Monatsausgaben verknüpfen.

Monatliche Ausgaben

Die Orientierung an den Monatsausgaben ist detaillierter als die Orientierung am Monatsgehalt. Warum? Es ist besser planbar. Stell dir vor, du hast folgende Wahl:

  • Bestreite deine Ausgaben mit einem Monatsgehalt von 1.500 €
  • Bestreite deine Ausgaben von 700€ pro Monat mit 1.500 €

oder mathematisch:

  • x = 1.500 – y
  • 0 = 1.500 – 1.500

Wir sehen sofort: Irgendetwas fehlt bei der ersten Gleichung. Erstens sind es die Ausgaben, zweitens der Betrag, der übrig bleibt.

Die monatlichen Ausgaben minimieren also das Risiko, nicht mehr zahlungsfähig zu sein. Natürlich gibt es auch hier einen Kritikpunkt: Die monatlichen Ausgaben enthalten nicht die unvorhergesehenen Ausgaben. Diese könnte man mit einem Betrag von Z dazurechnen. Im Prinzip fällt hier auch die “persönliche Situation” darunter, denn bei den Monatsausgaben wird’s sehr persönlich.

Im einfachsten Fall nehmen wir die Monatsausgaben mal 3 und können unsere Kosten für 3 Monate decken. Wie viel wir tatsächlich beiseite legen ist wieder individuell.

Worst Case Szenario

Das knüpft meiner Meinung nach an die Monatsausgaben an. Das ist jetzt sehr analytisch, aber wir könnten uns folgendes ausmalen:

Wir bewerten, mit welcher subjektiven Wahrscheinlichkeit ein Worst Case eintritt. Worst Case = Die monatlichen Ausgaben bleiben wahrscheinlich nicht konstant. Beispiel: Erwartung, dass in der Zukunft größere Zahlungen anstehen könnten. Auch die gesundheitliche Verfassung kann hier mitbewertet werden. In unserem Beispiel rechnen wir mit einem Worst Case von 30%iger Wahrscheinlichkeit. 3.000*0,3 = 900.

 

Geplante Rücklage Worst Case (Wahrscheinlichkeit: 30%)
3.000 € 900 €

 

Wir addieren also 900 € zu unserer Rücklage von 3.000 € hinzu. Dieses Vorgehen eignet sich meiner Meinung nach für ein Pauschales und schnelles Vorgehen, rechnet aber natürlich nicht ganz die individuelle Lebenssituation betragsmäßig mit ein.

Ist ein Notgroschen wirklich notwendig?

Der Notgroschen ist notwendig und sinnvoll. Warum? Vor allem, und das ist wohl das wahrscheinlichste Szenario, wenn unvorhergesehen Zahlungen wie eine Reparatur anstehen. Es gibt aber auch andere Fälle. Auf das folgende Argument bin ich beispielsweise vor ein paar Tagen gestoßen

In unserer Gesellschaft mit den jeweiligen Gesellschaftsverträgen könnte man meinen, ein Notgroschen sei nicht mehr notwendig. Warum auch? Sozialversicherung, Arbeitslosengeld und andere Auffangnetze sind doch vorhanden.

Dabei ist schon die Prämisse falsch. Das “doch vorhanden”, kann sich schneller ändern als man glaubt. Zusätzlich ist eine staatliche Hilfe nicht garantiert und abhängig von der jeweiligen Gesetzeslage. Außerdem ist es verantwortungslos, die Kontrolle dermaßen aus der Hand zu geben – es klingt, auch, wenn ich den Begriff nicht sinnvoll finde, provokant ausgedrückt nach der berühmten “sozialen Hängematte”. Zusätzlich würde der Betrag die Monatsausgaben eventuell nicht stemmen können. Bei einem Monatsnettoeinkommen von 1.748,65 € liegt der Anspruch auf Arbeitslosengeld bei 1.163,74 €. Das mag für manche Personen trotzdem ausreichen, für andere überhaupt nicht.

Zusätzlich könnte aber auch anders argumentiert werden:

Ein Notgroschen ist deshalb nicht notwendig, weil ich ihn sowieso jederzeit von meinen Investitionen abziehen kann. Dabei entgeht mir keine Rendite.

Das ist richtig. Aber es kommt darauf an, wo das Geld angelegt wird. An der Börse? Vielleicht auch in einen ETF, der mit einer künstlichen Intelligenz arbeitet? Schön und gut, aber was ist mit den Kosten? Lohnt sich das überhaupt? Tja, das kommt eben darauf an, wann der Notgroschen benötigt wird. Dennoch: 7% Rendite sind mehr als 2% am Tagesgeld. Hier ist aber anzumerken, dass gerade der Notgroschen nicht mit einem Renditestreben einhergehen sollte. Schließlich birgt eine hohe Rendite auch ein größeres Risiko den Notgroschen in seiner Höhe zu schmälern oder gar zu verlieren. Im Grunde ist es eine Frage der erwarteten Rendite, und der persönlichen Einschätzung einer “Notgroschensituation”.

Wohin mit dem Geld?

Natürlich auf eine P2P Plattform! 😛 Ne, ganz im Ernst: Das Tagesgeld eignet sich gut dafür, wenn man noch ein paar Zinschen einfahren und gleichzeitig schnell auf das Geld zugreifen will. Das Girokonto geht auch, hier verlierst du aber den kleinen Bonus des etwas höheren Zinssatzes.

Hier kannst du das passende Tagesgeldkonto finden:

Meine Rücklagen, meine Sicherheit

Wer es noch nicht bemerkt hat: Ich denke, dass die Rücklage in Form eines Notgroschens notwendig ist. Meine eigene Reserve beträgt 3.000 €, die auch nicht angefasst wird. Sinnvoll finde ich einen Notgroschen nach Ausgaben. Es sollte aber auch die persönliche Lebenssituation (Gesundheit) und erwartete Ausgaben mit einbezogen werden. Dann schnell ein Tagesgeldkonto anlegen und fertig.

Vorlage zur Berechnung des Notgroschens

Hier kannst du das Template herunterladen.Download der Excel-Vorlage 'Notgroschen Berechnen'

Vorschau:

 

TL;DR

Die Höhe des Notgroschens ist eine individuelle Angelegenheit. Bei meiner Recherche ist folgendes herausgekommen: Sehr oft wird empfohlen, zwischen 3-6 Monatsgehältern zu sparen oder sich an den Monatsausgaben zu orientieren. Das Monatsgehalt ist ein grober wert, aber gerade am Anfang zu empfehlen. Mit den Monatsausgaben kann der Notgroschen genauer festgelegt werden, es sollte aber meiner Meinung nach noch ein zusätzlicher Sicherheitsbetrag eingerechnet werden. Im Beitrag habe ich auch eine Worst-Case-Berechnung vorgeschlagen, die diesen Sicherheitsbetrag vorgeben kann. Notwendig ist der Notgroschen, weil auf unangenehme Situationen verantwortungsvoll reagiert werden kann. Schlussendlich ist es sinnvoll, die Rücklage auf ein Tagesgeldkonto zu legen, um wenigstens ein paar Zinsen zu kassieren.

 

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