„Ich verkaufe jetzt Netflix!“
„Habt ihr schon den Geschäftsbericht gelesen? Was macht ihr jetzt mit Amazon?“
„Die Zahlen sehen nicht gut aus, aber ich warte mal ab.“
„Ich glaube, jetzt gehts wieder aufwärts. Zeit bei Lufthansa zuzuschlagen.“
Zahlreiche solcher Aussagen und Diskussionen findet man online in verschiedene Diskussionsforen, aber auch in einschlägigen Zeitungen. Und ich denke mir immer: „Ist ja interessant, aber doch auch voll anstrengend.“
Das führt zu der nächsten Frage: Wird die Geldanlage verkompliziert? Ich sage: JA!
Warum ETFs deine Geldanlage gerade nicht verkomplizieren sollten und es trotzdem tun
Als Fan der simplen Lösungen wird die Komplexität im Depot durch ETFs reduziert. Klar, das ist die einfache Antwort auf diese Frage. Aber wie bei Aktien wird auch die Auswahl der ETFs scheinbar zum ewigen Spießrutenlauf. Nicht umsonst können wir beim Finanzwesir einiges zum Thema „Wie wähle ich den richtigen ETF aus“ lesen – und zwar immer mit dem Hinweis: „Hey, nicht zu kompliziert liebe Freunde„. Albert, korrigiere mich, wenn ich mich täusche.
Dabei soll ein ETF doch das Vehikel sein, um die Geldanlage zu vereinfachen. Gut, ich kann dieses Verkomplizieren zum Teil schon verstehen. Wir wollen doch alle den „besten“ ETF wählen und Opportunitätskosten vermeiden. Aber bei einer stumpfen Indexabbildung ein Jahr zwischen ETF 1 und 2 hin- und her überlegen ist dann doch zu viel des Guten. Wichtig ist, einen grundlegenden Plan zu haben bzw. den großen Weltmarkt nach deinen Vorstellungen in jeglicher Größe und Variante abzubilden. Das geht mit einem ETF, zb. mit einem ACWI, oder mit mehreren Fonds.
Aktien und Komplexität. Oder die Angst, an der Börse zu verlieren
Bei Aktien ist die Situation nicht viel besser. Nein, sie verschlimmert sich noch. Das Tagesgeschehen wird auf vier verschiedenen Bildschirmen mitverfolgt und Buy and Hold verkommt zum Day Trading. Auch Communities machen stellenweise ein Aktieninvestment nicht besser, sondern schlechter. Wie? Indem mit Nachrichten und Posts suggeriert wird, handeln zu müssen. Ist es Angst, die den Investor antreibt, oder die Rendite? Oder ist das Endergebnis dasselbe?
Vielleicht bin ich tatsächlich ein bisschen zu lasch, aber ich halte meine Investitionen in Einzelaktien sehr simpel. Das fängt bei der Auswahl an. Ich lese mir sicher nicht hunderte Seiten an Geschäftsberichten durch und informiere mich auch nicht mit ausgefeilten betriebswirtschaftlichen Methoden über das Unternehmen. Ich bewundere ja Personen, die das machen. Mir ist dafür ehrlich gesagt meine Zeit zu schade. Bedarf scheint es dafür zu geben, Börsenbriefe sind noch immer gefragt. Hier tauscht der informationshungrige Investor Geld gegen Zeit und erhält Unternehmensanalysen.
Mir reichen dafür Tools. Simplywall.st ist eines davon, das wirklich nützlich ist und alle nötigen Infos visuell ansprechend aufbereitet. Ganz blind möchte ich schließlich auch nicht investieren. Mir geht es darum, einen Überblick über das Unternehmen zu bekommen. Das reicht scheinbar, wie mir meine Depotverwaltungs-Software Portfolio Performance zeigt. Meine Strategie 50 %-Anteil ETF und 50 %-Anteil Einzelaktien geht gut auf.
Die Macht des Einfachen
Es gibt diesen schönen Merksatz: „Keep it simple, stupid“ – auch als KISS-Prinzip bekannt. Das gilt auch fürs nachhaltige Investieren. Dafür einige Merksätze, die dir meiner Meinung nach als langfristiger Anleger einiges an Stress nehmen:
- Meinungen zum Tagesgeschehen von Communities sind toll, Geduld besser.
- Verfolge wirtschaftliche Entwicklungen, aber keine News-Ticker.
- Achte auf dein Depot, aber nicht auf Candlesticks.
- Kenne deine Risikotoleranz.
- Sei nicht gierig. Das führt fast immer zu schlechten Investitionen.
- Auch nach 100 gelesenen Geschäftsberichten gibt es keine absolute Zukunftssicherheit über die Geschäftsentwicklung eines Unternehmens.
- Wähle ETFs auf Basis solider Überlegungen aus, aber verkompliziere die Sache nicht.
- Wähle Einzelaktien auf Basis solider Überlegungen aus, aber verkompliziere die Sache nicht.
- Schau nicht in dein Depot, wenn du im Alltag gerade eine emotionale Achterbahnfahrt hinter dir hast. Und wenn doch? Dann übertrage diese Emotionen auf keinen Fall auf deine Investments.
- Achte auf Steuern und Gebühren statt auf kurzfristige Kursbewegungen.